7003623-1987_34_11.jpg
Digital In Arbeit

Das Kreuz fehlt

Werbung
Werbung
Werbung

„In Kroatien werden die Gläubigen noch immer als Menschen der zweiten Kategorie behandelt, obwohl der Verfassung gemäß die Religionsfreiheit in diesem Land garantiert ist.” Das erklärte erst jüngst wieder Kardinal Franjo Kuharic, Erzbischof von Zagreb (Agram) und Sekretär der Bischofskonferenz Jugoslawiens.

Daß die Beziehungen zwischen Staat und Kirche in Jugoslawien nur scheinbar positiv sind, zeigt die Tatsache, daß die katholische Kirche große Schwierigkeiten hat, die Erlaubnis für den Bau neuer Kirchen zu bekommen. Die Baubewilligungen werden in Einzelfällen erst nach Jahren erteilt. So zum Beispiel hat sich Erzbischof Franjo Franic über 30 Jahre' bemüht, in Split eine Kathedrale bauen zu können. Diese wurde am 26. Juli endlich geweiht.

Mit weniger Schwierigkeiten werden die Baubewilligungen nur in kleineren Dörfern erteilt. In den neuen Siedlungen der Großstädte dagegen muß eine Kirche für bis zu 250.000 Menschen reichen, wie es etwa im südlichen Zagreb der Fall ist.

Die Frage des Mangels an Gotteshäusern versucht die katholische Kirche so zu lösen, daß sie private Wohnungen kauft und sie zu Kirchen adaptiert. In Gajnice, einem Vorort von Zagreb, wurde sogar ein Pferdestall als Kirche eingerichtet. In Zagreb selbst gibt es sieben solche „Wohnpfarreien”. Eine von ihnen betreut Pater Yossip Dumbovic. Seine Kirche hat 50 Quadratmeter und wird regelmäßig von 8000 Christen besucht. 400 Kinder nehmen am Religionsunterricht teil. Am Sonntag liest Pfarrer Dumbovic fünf Messen und spendet in jeder etwa 100 Kommunionen.

Seit kurzem hat aber der Staat offiziell verboten, private Wohnungen für kirchliche Zwecke zu benutzen. In dieser Situation sieht die Kirche einen Ausweg nur im Bau Turm- und Kreuz-loser Gotteshäuser. Die Erklärung liefert Pater Dumbovic: „Turm und Kreuz - das ist zu politisch für unsere Behörde.”

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung