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Das schöne Tier im Netz

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Nach langem Tauziehen zwischen dem Verlag, Anwälten der Berg-Stiftung, Cerha und der Wiener Staatsoper erlebte Friedrich Cerhas dreiaktige Fassung jetzt endlich ihre österreichische Erstaufführung: an der Grazer Oper im Rahmen des „Steirischen Herbstes". Mit Cerha selbst^m Pult, Hans Hollmann als Regisseur und Wolfgang Mai als Bühnenbildner.

Ein eindrucksvoller Abend, der mit viel Jubel bedacht wurde. Hollmanns Konzept wirkt streng, sachlich und kühl. Wedekinds expressionistische Gestik schaltet er aus. Lulus Schicksal, Aufstieg aus und Rückkehr in die Gosse, erfüllt sich in einem eiskalten weißgekachelten Bühnenraum, in dem das mörderische Spiel um das „schöne Tier" Lulu zum Gesell-

schaftsrilual gesteigert wird.

Hollmann macht deutlich, wie Lulu das Opfer derer werden muß, die sie böse unschuldig lächelnd geopfert hat. Eine Getriebene, die sich selbst ins Netz geht. Das wirkt schlüssig, hat effektvollen Theaterzuschnitt — trotz mancher Detailfehler dieser Regie.

Cerha findet zwar im Grazer Opernorchester nicht den sinnlich leuchtenden Klang, den er sich für Bergs kostbare Partitur wünscht. Aber er führt Musiker und Sänger dicht und farbig durch die dreiaktige Fassung (der dritte Akt mit dem wunderschönen Spielsalon wirkt optisch sogar stärker als in der Pariser Uraufführung.

Aus der Besetzung ragt Ursula Reinhardt-Kiss als Lulu heraus. Hans Helm ist ein kraftvoller, jugendlicher Dr. Schön.

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