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Demut

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Damit er „ernsthaft nachdenken kann”, hat die vatikanische Ordenskongregation dem ,ßefreiungstheolo-gen” und Franziskanerpater Leonardo Boff ein Jahr Stillschweigen verordnet. In einer Zeit, in der auch kirchenintern ,£.ufmüpfigkeit” Trumpf ist, hat Pater Boff diese neuerliche Maßnahme in aller Demut akzeptiert und gleichzeitig unterstrichen, daß er „kein Marxist” sei.

Der Vorfall ist charakteristisch für die Auseinandersetzung zwischen Rom und der ,J3efreiungstheologie”: Einerseits legt Rom schärfere Maßstäbe an (Stillschweigen ist noch keinem der dis-sidenten Theologen Westeuropas auferlegt worden), andererseits verhärten sich die betroffenen Theologen trotzdem nicht. Der weinerliche Ton der Anklage fehlt in den Äußerungen eines Pater Boff. Das mag damit zusammenhängen, daß die ,J3efrei-ungstheologen” doch stärker in dj.e praktische Seelsorge — und auch in die Not ihres Volkes - integriert sind als manche ihrer westeuropäischen Kollegen.

Die Reaktionen eines Pater Boff (und anderer ,JBefrei-ungstheologen”), in denen kein „antirömischer” oder „antikurialer” Affekt sichtbar wird, wie man es von anderen Auseinandersetzungen mit Theologen gewöhnt ist, machen den ganzen Streit noch um einige Grade schmerzlicher.

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