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Der Fall Bettauer

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Als Dokumentation mag die Broschüre „Der Fall Bettauer" aufschlußreich sein. Sie macht deutlich, wie man vor 60 Jahren war, und könnte als Hinweis dienen, daß der heute oft lautwerdende Pessimismus ungerecht ist. Aber der (durchaus notwendige) Kommentar ist leider ungenau, geht da und dort daneben.

Hugo Bettauer (1872-1925), Journalist, Verfasser von Kriminal- und anderen Kolportageromanen (großteils verfilmt) wur-

de von einem jungen Nationalsozialisten in der Redaktion angeschossen und tödlich verwundet: als Jude und weil er als gefährlicher Pornograph galt.

Bettauer verurteilte moralische Vorurteile, verfocht jedoch seine „Moral" auf stilistisch derart seichtem Argumentationsniveau, daß sich Gleich- oder Ähnlichgesinnte (z. B. sein einstiger Klassenkollege Karl Kraus) auf Distanz hielten.

Der „Fall" nachher verlief freilich skandalös: Mord, der publizistisch bejubelt und nur ganz vereinzelt als entsetzliches Zeichen der Zeit abgelehnt wurde. Nur: Auf die literarische Wertlosigkeit der längst vergessenen Schriften Bettauers wird in der vorliegenden Arbeit kaum hingewiesen.

DER FALL BETTAUER. Von Murray G. Hall. Verlag Locker, Wien 1981.221 Seiten, öS 148.-

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