Deutsche probieren's mit Gewalt, die Österreicher versuchen es jetzt vielleicht mit Geschick: Auch der Streit um die Arbeitszeitverkürzung läßt Mentalitätsunterschiede erkennen. Nicht ausgeschlossen auch, daß die Schatten, die der deutsche Arbeitskampf auf die heimische Wirtschaft wirft, nachdenklich gemacht hat.
Und siehe da: Die starren Fronten in der Frage der Arbeitszeitverkürzung beginnen aufzuweichen. Die ÖVP bleibt zwar bei ihrem grundsätzlichen Nein zur generellen 35-Stunden-Woche bis 1987, signalisiert jedoch Bereitschaft, auf Ebene der Sozialpartner eine Etappenlösung zu verhandeln. Etwa: 38 Wochenstunden als möglicher erster Schritt.
Bringt das — neben mehr Freizeit — auch Nutzen für den Arbeitsmarkt? Ja, wenn eine solche Verkürzung nach Branchen differenziert und auch in der Frage des Lohnausgleiches flexibel gestaltet wird. Das gilt vor allem für Berufsgruppen, wo nicht Rationalisierung den Effekt zunichte machen kann, also besonders im Dienstleistungsbereich.
Die anderen marschieren gegen Bonn, wir an den Verhandlungstisch: Es lebe der kleine Unterschied!
