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Die enthüllten Aufdecker

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„Der Mensch ist guat, aber die Leit' san schlecht.“ Wenn Nestroy recht hat, haben Aufdecker-Magazine weiterhin Hochkonjunktur. Das ist gut, denn es bestärkt uns in dem Glauben an eine unabhängige Presse, die den Mächtigen auf die Finger schaut.

Nur graue Theorie? In der Praxis übt Peter M. Lingens im „profil“ einmal den Rollentausch. Uns, sagt er, geht Geld über alles. Alle nehmen, was sie kriegen können. Politiker erst recht. Wer könnte ihnen das ernsthaft übelnehmen? Gleichzeitig streift Lingens, ganz Schulmeister für die jüngere Generation, verächtlich die Ideale seiner Jugend ab. Nicht für eine Million wäre er damals vom rechten Weg abgewichen. Aber heute...Heute ist er nicht mehr sicher.

Eine Bankrotterklärung der Moral? Oder hat er uns nur einen Bären aufgebunden? Enthüllt Lingens uns demnächst, daß eh alles nur besonders pointiert gewesen sein soll?

Weil eben alles Reden über Moral und Ideale eigentlich nur „ Schmäh “ ist? Das wäre Zynismus zur Potenz. Denn „profil“ lebt vom Gegenteil und dem Vertrauen seiner Leser.

Aber Lingens befindet sich als zukünftiger „Wochenpresse“ -Herausgeber in guter Gesellschaft. Für deren Chefredakteur Hans Magenschab werden Politikern ungebührlich hohe Latten gelegt. Warum? Weil Parteien mit Kirchen und Parteiprogramme mit einer Art Evangelium verwechselt werden. Begriffe wie Gerechtigkeit, Verantwortung und Ehrlichkeit sind für ihn da überflüssig. Vernunft und Pragmatik bestimmen einen Politiker. Die Politik braucht kein Moralin.

Könnte man sich - diesen Gedanken einmal weitergedacht - nicht noch alle Zehn Gebote ersparen, nur weil Menschen dagegen verfehlen?

Rein pragmatisch, versteht sich.

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