7072489-1993_06_09.jpg
Digital In Arbeit

Die Kirche und Italiens Erneuerung

Werbung
Werbung
Werbung

Ende Jänner hat sich auch Papst Johannes Paul II. mit den Skandalen im politischen und wirtschaftlichen Leben Italiens beschäftigt und auf „das Gemeinwohl” als Richtschnur politischen Handelns hingewiesen. Dieses Gemeinwohl wird in Italien jedoch immer mehr regional und nicht gesamtstaatlich gesucht. Die jeweils anderen sind „die Korrupten”, die in die eigene Tasche arbeiten. Mit der Abgrenzung von den „Unredlichen” und ihrer Ausgrenzung meinen viele Bewegungen, die Moral in der Politik wieder hoffähig machen wollen, die Probleme von selbst lösen zu können - ohne sich mit ihnen auseinandersetzen zu müssen.

Der Papst verlangte bei einer Audienz für den am vergangenen Mittwoch zurückgetretenen römischen Bürgermeister Franco Carraro eine Verwirklichung des Gemeinwohls „in vollem Respekt vor der Legalität”, die dem Verlangen nach einer „transparenten, ehrlichen und geradlinigen Politik” entsprechen sollte. Politische Maßnahmen allein, so der Papst, genügten nicht, Ethik ist gefordert, bewußte und geförderte Zusammenarbeit aller. Dazu müsse man aber die neuen Generationen erst erziehen.

Die „Nordlichter”

Aber die wirtschaftliche und politische Krise Italiens sind eine besonders gute Nährbasis für ausländerfeindliche, rassistische Stimmungen, die auch von den moralisierenden Lega-Bewegungen gehegt und gepflegt werden. Gehen von ihnen jene „konkreten Schritte der Erneuerung” im politischen Engagement aus, zu denen der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz (CEI), Kardinal Camillo Ruini, Italiens Katholiken vor kurzem aufgerufen hat? Dazu sind zweifellos Opfer der Solidarität notwendig. Ist die Lega dazu bereit oder setzt sie auf eigene Reinheit und Ausschluß aller „Untermenschen” des Mezzogiorno? Der Schutz der wirklich armen' Bevölkerungsschichten Mittel- und Süditaliens - von Ruini vehement eingefordert - ist doch nicht Sache der „Nordlichter”. Natürlich ist es schwierig, Italiens Politik und Institutionen auf dem Weg einer dringend notwendigen Erneuerung moralisch zu durchdringen. Es darf jedoch bezweifelt werden, ob der Egoismus der Lega dazu in der Lage ist.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung