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Die Probe aufs Exempel

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Der eine ist gegeh, der andere für ein neues Kartellgesetz. Das unterscheidet Robert Graf von Michael Graff über das eine „f“ hinaus auch.

Wirtschaftsminister Robert Graf — Branchenkenntnis aus dem österreichischen Wirtschaftsverlag versteht er diskret zu verbergen — hält jedenfalls überhaupt nichts davon, am „Krone-Kurier-WAZ“-Kartell noch zu rühren. Man könne nicht, argumentiert er, auf eine EG-Annäherung schielen und sich gleichzeitig über internationale Konkurrenzzusammenschlüsse aufregen.

Äpfel von Birnen zu unterscheiden, fällt, wie sich zeigt, tatsächlich in die ausschließliche Kompetenz des österreichischen Landwirtschaftsministers. Vielleicht gelingt es Josef Riegler, seinen Ressort- und Parteikollegen aufzuklären, worin der Unterschied liegt.

Robert, könnte Josef sagen, mit der EG hat das - wie du natürlich weißt — überhaupt nichts zu tun. Der nationale Schulterschluß zwischen „Krone“ und „Kurier“, würde er fortfahren, um den geht es doch eigentlich, auch wenn kein einziger Pfennig im Spiel gewesen wäre. Und Riegler brauchte nicht einmal hinzuzufügen, daß es um mehr als einen Pfennig aus ein und derselben Tasche geht, weil die internationale Kapitalverflechtung als Klammer der nationalen Verbrüderung nur eine willkommene Nebenerscheinung ist. Daß eine solche nationale Konzentration — ob mit oder ohne ausländische Beteiligung — in der Bundesrepublik nicht über die Bühne gehen könnte.

Nur böse Zungen behaupten, daß auch dies alles so kompliziert sei. Auch seine WAZ.

Graff (siehe Seite 4), der gegen diese Konzentration ankämpfen will, wird in Graf sicher keinen Verbündeten finden. Wen überhaupt?

Die journalistische Unabhängigkeit ist ja rechtsverbindlich -für „Krone“-und-„Kurier“-Kon-zern — garantiert. Zweifel? Jede Garantie darauf, daß die „Wochenpresse“ morgen nicht Udo Proksch als unschuldiges Elendshäuflein im Jeannee-Sujet aufspürt. Daß „profil“ Kurt Waldheim nicht durch die „Krone“-Brille sieht. Daß die Nackte als Blickfang auf Seite fünf der „Krone“ — hohe Feier- und Qua-tembertage ausgenommen, damit sich, rücksichtsvoll genug, kirchliche Würdenträger neben 50 Zeilen mit Gott das Jahr über berücksichtigt wissen — kein Plädoyer der Hausemanze (ohne irgendein Anführungszeichen) vertreiben wird. Nein, diese Unabhängigkeit ist garantiert. Mit Brief und Siegel. Und jeder WAZ-Mann wäre verrückt, würde er zum Hörer greifen.

Aber wer schreibt für ein neues Kartellgesetz? Für eines, das zur Entflechtung zwingt? Das ist die Probe aufs Exempel: Diese Unabhängigkeit müßte doch nachzulesen sein. Lesen wir.

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