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Die Tragik der „begabten Familie"

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„Wer sich in Familie begibt, kommt darin um", lautet ein recht pronon-ciertes Wort Heimito von Doderers. Dies gilt gerade auch für die prominente Schriftstellerfamilie Mann. Und Klaus Mann war es, der die Familie einmal von allen möglichen menschlichen Gemeinschaftsformen als „die eigentlich mystische" abgehoben hat.

Die künstlerische Strahlkraft und Brillanz von Thomas und Heinrich Mann forderte innerhalb ihres Angehörigenkreises allerdings auch einen entsprechend tragischen Tribut. Lebenszerstörende Leidenschaften, tiefwurzelnde Neurosen, Drogensucht und nicht zuletzt gehäufter Suizid de-struicrten allmählich die familiären Bindungen. - „Dr. Faustus" ließ grüßen. Besonders Thomas, von seinen Kindern immer nur „der Zauberer" genannt, scheint hier beträchtliche Schuld auf sich geladen zu haben.

Die Berliner Soziologin Marianne Knill hat mit diesem beklemmenden biografischen Werk - einer „anderen Geschichte der Familie Mann", so der Untertitel des umfangreichen und gut dokumentierten Buches-eine exemplarische Fallstudie der psychosozialen Art erarbeitet, in der auch die erstaunlichen Parallelen im dichterischen Werk aufgezeigt werden.

Gelegentlich tritt schon auch einmal das Voyeuristische und Spekulative allzu scharf hervor, spannend und berührend ist diese notwendige Veröffentlichung zur Mann-Rezeption jedoch allemal. Und es ist wohl so wie die Autorin einmal bemerkt: „DieGe-schichte einer anderen Familie zu erzählen oder sich anzuhören, heißt auch, sich mit der eigenen zu konfrontieren."

DIE FAMILIE MANN. Von Marianne Knill. Arche Verlag, Zürich 1991. 473 Seiten, 100 Fotos, öS 530,40.

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