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Kinderschutz — versäumte Chance

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Irene Dyk über notwendige Maßnahmen zum Schutz von mißhandelten und mißbrauchten Kindern. 

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Irene Dyk über notwendige Maßnahmen zum Schutz von mißhandelten und mißbrauchten Kindern. 

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Jahrzehntelange Tabuthemen wie Gewalt gegen Kinder und sexueller Mißbrauch sind in den letzten Monaten und Wochen beängstigend sensationell und aktuell geworden: für die Medien und ihre Konsumenten, für die Verwaltung, den Justizapparat und die Politik.

Für andere ist der Themenbereich nicht neu: für Sozialarbeiter, Sozialwissenschafter, Therapeuten - und schon gar nicht für die Betroffenen. Aber sie alle hat keiner gehört beziehungsweise hören wollen. Immerhin hätte man ja eine heikle Sache zur Kenntnis nehmen, sie reflektieren, publizieren, in adäquate Gesetze fassen und Maßnahmen setzen müssen - die unter anderem auch Geld kosten. Im Bereich der Prophylaxe ebenso wie in der Therapie - sowohl für die Opfer wie für die Täter ...

Das allein war schon ein „Knackpunkt” - mehr als einsperren (oder besser noch: kastrieren) war im allgemeinen Denkschema nicht festzumachen. Wer sich vor zehn, zwölf Jahren mit diesem Themenbereich auseinandersetzte, wurde scharf sanktioniert: der Wissenschafter wolle sich mit einem Randthema wichtig machen, der Journalist skandalisieren oder auf die Tränendrüse drücken, und der Sozialarbeiter oder Therapeut ohnedies nur Arbeitsplatzbeschaffung oder -Sicherung aus purem Eigeninteresse betreiben. Auch problembewußte Beamte aus dem Sozial- und Rechts- (beziehungsweise Gerichts-)Bereich hatten es schwer: man verlangte ihnen überdurchschnittlich fundierte Be- und Nachweise ab, ehe sie tätig werden konnten. Oder auch nicht. Weil das eingeschüchterte Opfer plötzlich schwieg, respektive zum Schweigen gebracht wurde. Dieses Schweigen ist nun ein stückweit durchbrochen. Und es liegt auf der Hand, daß nun auch „dubiose” Fälle auftauchen, daß ungerechtfertigte Beschuldigung und „Vernaderei” zu befürchten sind. Aber das alles ist wohl leichter in den Griff zu bekommen als das große Unrecht, das tagtäglich geschieht.

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