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Völkerkunde: Ein Museum öffnet sich

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Peter Kann, der nunmehrige neue Leiter, plant umfassende Kultur-Ausstellungen und die Öffnung für neues Publikumsschichten.

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Peter Kann, der nunmehrige neue Leiter, plant umfassende Kultur-Ausstellungen und die Öffnung für neues Publikumsschichten.

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Der aus einer Altwiener Familie stammende und 1942 in Znaim geborene Peter Kann wurde nun Direktor des Museums für Völkerkunde, nachdem monatelange Verhandlungen mit Clara B. Wilpert keinen tragfähigen Kompromiß gebracht hatten (FURCHE 3/94-Tribüne). Kann, der über Seelenvorstellun- gen der Indianer in Amazonien promoviert hat, arbeitet seit 1970 im Völkerkundemuseum. Seit 1972 ist er Leiter der Südamerikaabteilung und steht nun vor der Aufgabe, ein neues Team zusammenzustellen.

Unter seiner Leitung muß die entscheidende Weichenstellung der Museumspolitik für das ausklingende 20. Jahrhundert erfolgen. Das bedeutet, daß neue Medien verstärkt in die Museumsarbeit eingebunden werden müssen, soll der Besucher auch tatsächlich die angebotenen Botschaften an- nehmen können. Der Nachholbedarf im Haus am Bing ist in diesem Bereich gewaltig.

Kann betont jedoch, daß das originale Objekt von entscheidender Bedeutung bleibt. In der ak tuellen Diskussion, ob Museen eher dokumentieren oder sammeln sollten, ist dies eine eindeutige Festlegung. Selbstverständlich müsse der wissenschaftliche Betrieb, zu dem das Sammeln, Bewahren und Konservieren gehöre, ungestört weitergehen, um auch in Zukunft das Museum für Völkerkunde in die Lage zu versetzen, Veränderungen in den Kulturen der Völker darstellen zu können.

Gleichzeitig solle sein Museum sich aber auch weiterhin mit fremden Kulturen befassen und diese in ihrer Gesamtheit darstellen. Dadurch werde das Haus — vielleicht mehr als bisher — für nahezu alle Themen offen sein. Durch Vorträge, Lesungen, Diskussionen, Theateraufführungen und Konzerte solle sich dies dokumentieren. Um aber solche Unternehmungen durchführen zu können, werden wohl bauliche Veränderungen nötig sein.

Dafür müsse der Dialog mit manchen anderen Museen gesucht werden, Depoträume müßten entflochten oder fremd- genützte Räume im Haus selbst müßten zurückgewonnen werden.

Um solche neue Ideen ins Haus zu bringen, und den Dialog mit verschiedenen Fachwissenschaftlern weiterzuentwickeln, müßten manche Unstimmigkeiten mit dem universitären Institut für Völkerkunde ausgeräumt werden.

Die anstehenden Nachbesetzungen verschiedener Abteilungen will Kann noch in diesem Frühjahr durchführen, um 1995 als „Primus inter pares“ ein Team zu haben, das vergleichende Kulturausstellungen erstellt. Der Blick aufs Fremde wie aufs Eigene soll dadurch gestärkt werden.

Noch für dieses Jahr sind zwei große Ausstellungen geplant, die eine wird dem Thema Jade gewidmet sein, die andere schwarzafrikanische Kunst zeigen.

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