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Drei Laib Brot

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Kanadas Spende von drei Millionen Tonnen Getreide (vornehmlich Weizen) innerhalb von drei Jahren für die Hungernden, hat in der Öffentlichkeit gemischte Aufnahme gefunden.

Für (die 180.000 Wefeemfarmer bedeutet eine Million Tonnen Getreide (36,700.000 Scheffel) pro Kopf Einnahmen in der Höhe von 940 Dollar. Kritiker der Spende bezeichnen diese als zu gering — für eine reiche Nation — und erwähnen, daß dies kaum mehr als eine Schnitte Brot für jeden Hungernden alle fünf Tage bedeutet.

Andere emsige Rechner wieder stellen fest, daß eine Million Tonnen Weizen genügend Mehl für 1,5 Milliarden Laib Brot produziere — oder drei Laib Brot für jeden von der Spende erfaßten Hungernden. Die gleiche Menge Weizen repräsentiert 70 Laib Brot für jeden Kanadier oder fünf Schnitten je Tag. Gleichzeitig weist Landwirtschaftsminister Eugene Whelan — selbst ein Farmer im südlichen Ontario — darauf hin, daß Kanadier, im Schnitt 200 bis 300 Pfund Nahrungsmittel jährlich verschwenden. Anderseits bedeutet Kanadas Spende immerhin 20 Prozent der Welthilfe.

Die Landwirtschaft beschäftigt direkt 523.000 Kanadier. Kanadas

Farmen sind zum Gutteil mechanisiert und ihr Ausstoß ist bedeutend. Das mag erklären, weshalb Kanada die Landwirtschaft weniger subsi- diert, als dies in anderen Ländern der Fall ist. Gemäß einer soeben veröffentlichten Übersicht erhalten kanadische Farmer ,im Durchschnitt 350 Dollar an Subsidien — verglichen mit 675 Dollar in der Bundesrepublik Deutschland, 980 Dollar in Frankreich, über 1000 Dollar in England und 1500 Dollar in den USA.

1974 produzierte Kanada um rund 100 Millionen Scheffel Weizen weniger als im Vorjahr, trotzdem aber sind Riesenmengen für den Ex-

port bereit, da nur 180 Mülionen Scheffel der Ernte von 500 Millionen Scheffel im Land konsumiert werden.

Obwohl Kanada als eine der „Weizengroßmächte“ gilt, werden im zweitgrößten Land der Erde nur etwa 4 Prozent der Weltpiroduktion geerntet. Wegen des rauhen Klimas im „Goldenen Westen“ gelang es bis nun noch nie, eine jährliche Produktion von einer Milliarde Scheffel Weizen zu erreichen.

Interessanterweise forderte mehr als die Hälfte der Briefe, die Pre- mieyninister Pierre Trudeaus Büro erreichen, eine größere Hilfe für die ‘Hungernden.

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