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Ein Amerikaner in Wien

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Amerikaner, ausgerüstet mit japanischen Photoapparaten und touristischen Ambitionen, treten in Wien zumeist in Gruppen auf und finden alles „lovely“. David Bronsen jedoch, Professor für Germanistik in St. Louis/Missouri, ist ein hagerer, wendiger Einzelgänger. Als er vor Jahren zum ersten Mal in Wien weilte, lernte er das Werk des österreichischen Romanciers Joseph Roth kennen; er war davon so fasziniert, daß er Roth in den Mittelpunkt seines wissenschaftlichen Tätigkeitsbereichs stellte. Und er verfaßte, die langwierigen Recherchen und mühsamen Nachforschungen nicht scheuend, die erste (und bislang einzige) Joseph-Roth-Biographie.

Auf Einladung der österreichischen Gesellschaft für Literatur hielt Bronsen kürzlich einen Vortrag im Palais Palffy, und selbstverständlich sprach er über Joseph Roth. Fließend, mit leichtem St.-Louis-Akzent und strengen Brillenblicks vom Blatt lesend. Sprach über dessen Verhältnis zur Habsburger-Monarchie, welche ihm - allerdings erst nach ihrem Untergang - als ein ideales Vaterland erschienen war, als ein universales Phantasiereich von Gottes Gnaden. „Österreich ist eine Religion“, schrieb Roth in der „Kapuzinergruft“. Am Grabe der Monarchie träumte er sich in eine verklärte Vergangenheit.

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