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Ein „Guru" für den Osten

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Er ist - wie Friedrich A. von Hayek oder John Maynard Keynes - einer der ganz großen Ökonomen unseres Jahrhunderts: Milton Friedman, der am 31. Juli seinen 80. Geburtstag feiert.

Der Nobelpreisträger (1976) für Wirtschaftswissenschaften, Ohrwurm der Präsidenten Nixon und Reagan, ist heute Publizist, Medienstar und für viele Politiker Osteuropas der „Guru" zur Bewältigung ihrer riesigen wirtschaftlichen Probleme.

Geboren 1912 in Brooklyn,war Friedman Sohn armer Einwanderer aus Osteuropa, der allerdings nie viel mit sozialistischen Ideen anfangen konnte. An der Rutgers-Uni-versität von New Jersey studierte der junge Friedman Volkswirtschaftslehre und wurde später zum Begründer der berühmten „Chicago-Schule".

Sein wirtschaftstheoretisches Thema war der „Monetarismus": Damit ist die These gemeint, daß die Steuerung der Geldmenge das einzig richtige Mittel der Konjunkturpolitik ist.

Der Kernpunkt der Theorie von Milton Friedman ist: das Preisniveau einer Volkswirtschaft wird entscheidend von der Geldmenge bestimmt und nicht von Konsumenten oder Unternehmern. Das Geldangebot bestimmt die Inflation und die Schwankungen im Sozialprodukt.

Das bedeutet, die Wirtschaftspolitik muß in der Hauptsache Notenbankpolitik sein, und diese darf sich nur an den ökonomischen Daten ausrichten. Es ist daher verfehlt, die Wirtschaftspolitik zu gesellschaftspolitischen Zwecken einzusetzen; zum Beispiel, um die Lebensbedingungen der Armeren zu verbessern. (Vor allem aufgrund dieser These sind die „Chicago-boys" - wie seine Schüler hießen - in allen linken Kreisen fast so

unbeliebt gewesen wie der chilenische Diktator Pinochet, der längere Zeit deren Arbeitgeber war.)

Die Konsequenz ist, daß die Hauptaufgabe der Wirtschaftspolitik darin besteht, die Geldmenge nach Maßgabe der erwartbaren Wachstumsraten der Produktion zu steuern. Die Politik der Notenbank muß sich also ausschließlich an Daten ausrichten, die

man dem Wirtschaftsprozeß selbst zu entnehmen hat. (Der Gedanke der Geldmengensteuerung wurde übrigens nicht nur von puren Friedman-Fans vertreten, sondern zum Beispiel auch von der Deutschen Bundesbank.)

Höhere Staatsausgaben zu Konjunkturbelebung (deficit spending ä la Keynes) hält Friedman für verfehlt; expansive Geldpolitik führt letztlich zu Inflation. Abgesehen davon meinen die „Monetaristen", daß die Volkswirtschaft sich am besten entwickelt, wenn größere Eingriffe unterbleiben; Störungen beruhen vor allem auf politischen Interventionen.

Weniger bekannt ist über Milton Friedman, daß ihm auch noch viele andere Verdienste zuzurechnen sind: Er beschäftigte sich etwa intensiv mit Messungen des Konsum- und Einkommensverhaltens und untersuchte als erster auch das sogenannte „Hu-mankapital".

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