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Ein Lyriker kehrt heim

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Theodor Kramer. Wer kennt ihn? Seine Lyrik lebt, überlebte den Dichter, überwindet in diesen Tagen auch die Zeit, die ihn verdrängte. Jetzt erst kehrt Theodor Kramer aus dem Londoner Exil wirklich zurück. Im Pfarrheim von Niederhollabrunn wird der große Sohn der kleinen Ortschaft gewürdigt.

Ich kann mich an die letzten Monate seines Lebens in Wien erinnern. Krank, verbittert, bettelarm, zu Recht mißtrauisch, beobachtete er seine Heimat, die ihm untreu geworden war.

Theodor Kramer war dieser Heimat treu geblieben. Auch im Exil grübelte und schrieb er über Österreich. Seine Gedichte wurden nach der Heimkehr in einer angemessenen Form nicht veröffentlicht. Er starb 1958, er war noch nicht zweiundsechzig.

Die Melodie seiner Lyrik, auch ihre Thematik erinnert an Weinheber. Zukünftige Leser werden die beiden Dichter nebeneinanderstellen, das Trennende nicht mehr wahrnehmen wollen. Warum aber hat Weinheber heute eine große Leserschaft und warum muß Kramer neu entdeckt werden? Die Antwort liegt in der Unterschiedlichkeit der beiden Biographien.

Kramer war jüdischer Abstammung, zudem ein Weggefährte jener um humane Bildung bemühter Sozialdemokratie, die heute in ihrer ursprünglichen Form nicht mehr existiert. Wer hätte sein Werk würdigen sollen?

Der kleine Kreis seiner Freunde kann nun, zum 25. Todestag des Dichters, endlich hervortreten. Eine Theodor Kramer-Gesellschaft wird gegründet, Niederhollabrunn feiert.

Endlich.

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