Alle Jahre wieder, die ambitio-nierte Oktoberwoche für Film- und Fernsehkenner, Kinoliebhaber, Regisseure, Video-freaks, Cineasten, Fachkollegen aus der Branche, Kritiker, Filmtheoretiker und Publikum: österreichische Film Tage Wels. Drei Kinosäle, 23 Fernsehmonitoren, 13 Videoplayer, ein Videotextprogramm für die Veranstaltungen, eine eigene Kabel-TV-Leitung stehen zur Verfügung. Daneben „Fernsehskulpturen“, Installationen, Diskussionsrunden. Heimische Werkschau nennt man dies im Jargon. Wie bei allen Messen und Festivals unterbleibt nicht das Stöhnen: Wo beginnen, wenn an allen
(„Chronik eines angekündigten Todes” von Francesco Rosi. Nach dem gleichnamigen Roman von Gabriel Garcia Marquez. Mit Ornella Muti, Irene Papas, Rupert Everett, Anthony Delon, Gian Maria Volonte)Der als Phantast geltende kolumbianische Nobelpreisträger Marquez versteht sich selbst als Realist. Archaisches Weltverständnis ist nach wie vor Wirklichkeit. Die gleichnamige Vorlage für den Film ist nicht nur Literatur, sondern ein Stück erlebte Wahrheit: Bayardo San Roman feiert in einem kleinen Dorf an der Karibikküste Hochzeit mit Angela Vicario: keine Liebesheirat. Als der Ehemann
(,^lso sprach Bellavista” von und mit Luciano De Crescenzo. Mit Renato Scar-pa, Isa Danieli, Lorella Mor-lorit, Benedetto Casillo u. a.)Glücklich, wer noch in diesem Sommer Neapel besuchen kann! Dann könnte er nämlich die reale Philosophie der Süditaliener mit ihrer Verfilmung vergleichen.De Crescenzo, ehemals Verkaufsdirektor und Programmierer, gilt in Italien als Bestsellerautor, Talkmaster, Spaßvogel, Amateurphilosoph. Auch in unseren Breiten verkaufen sich seine Bücher recht gut. Sein Rezept besteht darin, nicht nur antike Denker auf ihre Haltbarkeit zu überprüfen, sondern auch
(Otto — Der neue Film von Xaver Schwarzenberger und Otto Waalkes.Mit Otto, Anja Jeanicke, Ute Sander, Georg Blumensaat, Dirk Dautzen-berg, Joachim Kemmer, Friedrich Schoenfelder u. a.)„ottos mops kotzt” heißt eine berühmte Gedichtzeile von Ernst Jandl. Bei der Friesen Starkomiker tut dies selbstironisch ein Ottifant im Zeichentrick — das Cartoonrüsseltier als Gütesiegel wider den „guten Geschmack”. Der Superblödler hat wieder kassenträchtig zugeschlagen — die Kritiker lächeln milde, das Publikum stürmt gröhlend die Kinos. Die große Kluft zwischen Kunst und „Kohle”.'
Die altbekannte Tatsache, daß in den Sommermonaten nur wenige neue und gute Filme anlaufen, veranlaßt in dankenswerter Weise einige Kinos in Österreich, ein eigenes, oft recht hochkarätiges Spezialprogramm zu entwik-keln. Selten gesehene Streifen, seien es hochkünstlerische oder klassisch ,&lte”, werden so wieder der Vergessenheit entrissen und dem interessierten p.t. Publikum vor Augen geführt.Das Wiener Votivkino beispielsweise hat zum üblichen Repertoireprogramm eine großangelegte Aktion gestartet, die es erlaubt, abseits der kommerziell orientierten Pfade ,J?ilm” als
(.Jikropolis now” von Hans Liechti. Mit Wolgram Berg er, Max Ruedinger, Dominique Laffin u. a.)Nicht selten kommt es vor, daß Kameramänner Lust nach Regie verspüren (etwa Nicolas Roeg, Xaver Schwarzenberger u. a). Der Schweizer Hans Liechti, der schon für Filmemacher wie Goretta, Murer oder Imhoof arbeitete, wurde von eben diesem Ehrgeiz gepackt und präsentiert seinen Erstling: die komische Geschichte einer österreichisch-schweizerischen Freundschaft.Walti (Helvetia) und Flo (Austria) planen einen Coup. Sie wollen zwei amerikanische Autos, echte .JSchlit-ten”, nach Ägypten bringen
(„Salvador“ von Oliver Stone. Mit James Woods, James Belushi, John Savage, Michael Murphy u. a.)Die Filmkritik munkelt, daß Stones „Platoon“ stellvertretend für diesen Streifen, der früher entstanden ist, den Oscar bekommen hätte. Und sie mag recht haben. Platoon ist harmloser, glatter, unpolitischer, Vietnam wird zum Krieg und Kriegssymbol „an sich“.Dieser Film bezieht eindeutiger Stellung. Er verurteilt Amerikas Mittelamerikapolitik, die geheime oder offene Einmischung in Nikaragua und El Salvador, ja greif t frontal und schonungslos die Person Ronald Reagan und seine
(„Gothic“ von Ken Russell. Mit Gabriel Byrne, Julian Sands, Natasha Richardson, Myriam Cyr, Timothy Spall, Andreas Wisnieski)Russel hat seinen zahlreichen Filmen über berühmte Persönlichkeiten (Prokofiev, Elgar, Debussy, Isadora Duncan, Valentino, Mahler, Liszt) einen neuen hinzugefügt, nämlich eine Hommage an drei Künstler der Romantik: Lord Byron, Percy B. Shelley und Mary Shelley, die mit ihrem Roman .Prankenstein oder der moderne Prometheus“ Ruhm und Popularität erlangte.Der Film schildert jenes legendäre Treffen der Dichter und Damen in einem Schloß am Genfersee im Jahre
(„Another Country“ von Marek Kanievska. Mit Rupert Everett u. a.)England ist nicht nur berühmt für seine exklusiven Colleges und Internate, sondern auch für seine hochkarätigen Autoren- und Produzentenfilme. Beidem kann man mit Bewunderung, aber auch mit Kritik begegnen. Im vorliegenden Falle ist die Entscheidung nicht allzu schwer zu treffen.Der Streifen erzählt in der gepflegten Form des traditionellen Kinos die Geschichte junger Männer in einem High-Class Internat. Straffe Disziplin, paramilitärisches Denken, aber auch der Haß auf die Unterdrückungsmechanismen bestimmen dieses
(„Der kleine Staatsanwalt“ von Hark Bohm. Mit Hark Bohm, Martin Lüttge, Coein- na Harfouch, Michael Gwis- dek, Alexander Radszun)Nicht nur Österreich hat seine Bauskandale. Auch in Deutschland flössen Millionenbeträge anläßlich einer Spitalsfinanzierung in private Taschen. Hark Bohm — Schauspieler, Drehbuchautor, Regisseur — wurde sichtlich von der schmuddeligen Realität inspiriert. Zudem ist nicht einzusehen, warum bloß italienische Polit-Fil- memacher Korruptionsaffären auf die Leinwand bringen sollen.Und so erzählt Bohm die Geschichte um einen Bauunternehmer mit dem
(.Marie“ — eine wahre Geschichte von Roger Donaldson. Nach dem gleichnamigen Roman von Peter Maas. Mit Sissy Spacek, Jeff Daniels, Keith Szarabajka, Morgan Freeman, Fred Thompson)Marie Ragghianti ist mit einem rabiaten Trinker verheiratet. Auch ihre drei Kinder machen die Ehehölle nicht erträglicher. In einem Kraftakt des Selbstbewußtseins beendet Marie die erniedrigende Situation. Sie zieht mit ihren Kindern zu ihrer Mutter. Sie setzt ihr wegen der Familie abgebrochenes Jusstudium fort und wird Spezialistin für die Amnestierung von Strafgefangenen. Kurz: Sie macht Karriere.Doch auch
(„Wahnfried“ von Peter Patzak. Nach dem Bühnenstück von Reinhard Baumgart. Mit Otto Sander, Tatja Seiht, Fabienne Babe, Peter Matic, Luise Prasser, Anja Jaenicke, Christoph Waltz, Anton Diffring u. a).Richard und Cosima — eine Kunstehe, ein Bündnis, ein Drama. Daß hinter „großen“ Männern „große“ Frauen zu stecken pflegen, ist bekannt. Man nehme nur Mahlers Alma. Die Frau als Muse, Managerin, Motor. Uber Wagner ist viel geschrieben worden. Auch der Film konnte an ihm nicht vorbei, das reicht von Syberberg bis Ken Russell und Richard Burton und Liz Tylor: Psychobio- grafien,
(,X>es Teufels Paradies“ von Vadim Glowna. Frei nach dem Roman „Victory“ von Joseph Conrad. Mit Sam Waterston, Suzanna Hamilton, Dominique Pinon, Jürgen Prochnow, Ingrid Caven, Mario Adorf u. a).Glowna wollte keine werkgetreue Literaturverfilmung. Ihn faszinierte hauptsächlich das metaphysische Element des Stoffes: der Kampf zwischen Gut und Böse (wie etwa Faust-Mephisto, Othello- Jago, Jesus-Satan).Angeekelt von der Welt hat sich Escher auf eine Südsee- Insel zurückgezogen, doch er muß seine Kohlenmine einstellen. In Surabaya lernt er nicht nur Julie, sondern auch den eiskalten
(,Die schwarze Witwe“ von Bob Rafelson. Mit Debra Winger, Theresa Russel, Sami Frey, Dennis Hopper, Nicol Williamson u. a.)Liebe im Kino ist schön. Mord im Kino ist auch schön. Wie schön müssen erst Liebe und Mord im Kino sein! Diese Ingredienzen bestimmen die Thematik der meisten „Thriller“ . Tatsächlich ist auch das Publikum nach wirklich spannenden Kriminalfilmen hungrig. In den letzten Zeiten hat es keine unvergeßlichen Erlebnisse mehr auf diesem Gebiet gegeben.Der nun hier angeführte Streifen lockte durch lobende Kritiken die Massen ins Kino. Tagelang ausverkaufte
(.ßriefe eines Toten“ von Konstantin Lopuschinskij. Mit Rolan Bykow, Jossif Rykliu, Swetlana Smimowa, Viktor Michailow, A leksandr Sabiniu u. a.)The Day after — der nukleare Tag danach aus russischer Sicht. Der Tarkowskij- Schüler Lopuschinskij zieht alle Register der Filmkunst, um das Grauen eines Atomkrieges in poetischer Form einzufangen. Eine Poesie des Schreckens, die durch intensive Kamera, Sequenzeinfärbungen, Zeitlupe und andere Techniken brilliert. Prompt erhielt auch der Streifen den Preis der Internationalen Filmkritik 1986.Die Endzeit wird durch einen Computerunfall
(.Maschenka“ von John Goldschmidt. Nach dem Roman von Vladimir Nabokov. Mit Cary Elwes, Irina Brook, Sunnyi Melles, Jonathan Coy, Freddie Jones, Michael Gough, Lena Stolze, Jean-Claude Brialy)Nabokov veröffentlichte 1926 ,Ma.schenka“ in Berlin: auf Russisch und unter dem Namen Sirin. Es erzählt die Geschichte des Exilanten Ganin, der in einer kleinen Pension auf Alfyrov stößt, der seine junge Frau Maria aus Rußland erwartet. Ganin erkennt in ihr seine große, erste Liebe vor dem Krieg. Verfolgt von Heimweh und der Sehnsucht nach schöner Vergangenheit, beschließt er dennoch, sie
(„Caravaggio“ von Derek Jarman. Mit Nigel Terry, Sean Bean, Garry Cooper, Dexter Fletcher, Spencer Leigh, Tilda Swinton, Nigel Davenport, Michael Gough u. a.)Die Künstlerfilme haben immer Saison. Vor allem die Komponisten (Schubert, Mozart, Mahler, Tschai-kowskij, Beethoven…), aber auch die Maler (Toulouse-Lautrec, Schiele, Picasso …), Tänzer (Isadora Duncan, Nijinkskij…), Filmschauspieler (Marilyn Monroe, Bette Davis …) und Schriftsteller (James Joyce, Hemingway …) entkommen nicht der Leinwand. Es sind wohl die Ausnahmecharaktere, die interessieren. Zum BVfiQJt ff
(platoon“ von Oliver Stone. Mit Tom Berenger, Charlie Sheen, Willem Dafoe u. a.)Den Russen würde es niemals einfallen, einen Afghanistanfilm zu drehen oder sonstige militärische Interventionen auf die Leinwand zu bannen. In Amerika hat die Vietnam-Schlappe einen eigenen Geschäftszweig innerhalb der Filmindustrie hervorgerufen. Inwieweit da „Trauerarbeit“ geleistet wird, muß sehr bezweifelt werden.Nach zahlreichen kritischen Vietnamstreifen, aber auch grauenhaften ideologischen Jubelstreifen ä la Rambo, nun ein angeblich recht objektiver Antikriegsfilm (aber kein
(„Quiet Earth“ von Geoffrey Murphy. Mit Bruno Lawrence, Alison Routledge, Pete Smith). („Crocodile Dundee“ von Peter Faiman. Mit Paul Hogan, Linda Koz- lowski, John Maillon, Mark Blum, Michael Lombard, Irving Metzman).Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, daß Australien und seit kurzem auch Neuseeland als die großen Newcomer im internationalen Filmgeschäft gelten.Seit Wochen läuft auch in Österreich der „Crocodile Dundee“ vor vollen Kinos. Er erzählt höchst amüsant und rasant den nicht selten komischen Konflikt zwischen Natur und zivilisatorischem Fortschritt.Die New
(,Mosquito Coast“ von Peter Weir. Nach dem Roman von Paul Theroux. Mit Harrison Ford, Helen Mirren, River Phoenix, Jadrien Steels, Hilary und Rebecca Gordon u. a. Musik: Maurice Jarre.)Kein Zufall, daß sich der australische Paraderegisseur Weir (,JDer einzige Zeuge“) eines Stoffes angenommen hat, der ihm immer schon am Herzen gelegen ist: des Spannungsfeldes zwischen Natur, Tradition und moderner Zivilisation. Allie Fox, obwohl amerikanischer Patriot, hat von seinem Land mit Leistungsdruck, moralischem Neokonservativismus und Finanzkriminalität genug. Er wandert mit seiner Familie in den
(„Frida Kahlo — Es lebe das Leben“ von Paul Leduc. Mit Ofelia Medina, Juan Jose Gurolla, Salvador Sanchez u. a.)Für Kunstkenner im allgemeinen und Fachleute des Surrealismus im besonderen war Frida Kahlo immer schon ein Begriff, war sie immer schon eine eigenständige Künstlerin und nicht bloß die Lebensgefährtin des berühmten mexikanischen Malers Diego Riviera. Aber seit Frauenbewegungen und feministischen Kunsthistorien ist diese Frau auch zu einem Symbol der weiblichen Selbstverwirklichung geworden.Durch einen Unfall zu lebenslangem Leiden verurteilt, meisterte Frida Kahlo ihre
Die Viennale ‘87 beweist wieder einmal mehr: Der Hunger nach neuen Filmen wächst. Das „alte“ Kino vermag noch immer -auch gerade junge Menschen - zu verzaubern.
(„True stories" von David Byrne. Mit David Byrne, John Goodman, Swoosie Kurtz u.a. Mv^ik: Talking Heads)David Byrne gilt seit zehn Jahren als Verwandlungskünstler innerhalb der Pop-Szene. Er selbst sieht sich zwischen Dada und Andy Warhol. Seine Liebe gilt dem umwerfenden Charme der Dilettanten, dem diskreten Reiz der Geschmacklosigkeit. In den Verrücktheiten des Alltags entdeckt er den Wahren Surrealismus.Sein neuer Film „spielt" in Texas, im fiktiven Ort Virgil. Dort feiert nicht nur die Warenwelt des American way of life fröhliche Urständ, sondern auch der unbeschwerte
(,Die Farbe des Geldes“ von Martin Scorsese. Nach dem Buch von Walter Tevis. Mit Paul Newman, Tom Cruise, Mary Elizabeth Ma- strantonio, Helen Shaver u. a.)Spiel kann zur Philosophie werden, zum Lebensinhalt, zur Besessenheit, zur Ersatzhandlung, zum Symbol. Bereits vor 20 Jahren hatte Newman den leidenschaftlichen Billardspieler Fast Eddie Felson in dem Film ,Jiaie der Großstadt“ dargestellt.Nun ist er — ernüchtert, desillusioniert, zynisch — zurückgekehrt. Er scheint zunächst kein Opfer des Fanatismus mehr zu sein, doch seine Spielenthaltsamkeit verdeckt bloß die Angst des
(„Gottes vergessene Kinder“ von Randa Haines. Nach dem Bühnenstück „Gottes vernachlässigte Kinder“ von Mark Medoff. Mit William Hurt, Marlee Matlin u. a.)Das Stück „Children of a Lesser God“ war 1980 ein großer Publikumserfolg. Kein Wunder also, wenn die Verfilmung nachfolgt. Zudem bietet der Film nicht nur Oscar-Preisträger William Hurt (,Der Kuß der Spinnenfrau“ ), sondern auch die schöne Landschaft von Maine. Da zur Zeit die Filmindustrie das „Gefühlskino“ im besonderen Maß fördert, liegt der Stoff gerade richtig: ein Lehrer an der Gehörlosenschule versucht die
(Opfer” von Andreij Tar-kowskij. Mit Erland Joseph-son, Susan Fleetwood, Valerie Mairesse, Allan Edwall, Tommy Kjellqvist)Tarkowskijs letzter Film, ein Vermächtnis, eine summa bisheriger Arbeiten. Wie immer bei ihm, ist der Film metaphysisch und poetisch, er spiegelt nichts Äußerliches und erzählt keine Geschichte. Wie das „Opfer” selbst, wird der Streifen zur symbolischen Tat.Alexander, unglücklich über den Zustand der Welt, die ständigen Katastrophen, opfert sich, um andere zu erretten. Ein uralter Mythos. Er schläft mit einer Hexe, verläßt die Familie, zündet sein Haus an.
(„Sodbrennen” von Mike Nichols. Nach dem Buch ,Jieartburn” von Nora Eph-ron. Mit Meryl Streep, Jack Nicholson, Jeff Daniels, Maureen Stapledon, Milos Forman.)Die Story hat das Leben geschrieben: Die Schriftstellerin Nora Ephron heiratete den Watergate-Journalisten Carl Bernstein. Die Ehe zerbrach an des Gatten unverbesserlichem Donjuanismus. Eine Klatschgeschichte und dennoch millionenfaches Schicksal, Stoff für eine zeitlose Tragikomödie.Die Journalistin Rachel Samstat trifft auf den Starkolumnisten Mark Forman — Sympathie auf den ersten Blick, man heiratet, Nachwuchs stellt sich
(,J8 — Auch das war Wien“. Von Wolfgang Glück. Nach dem Buch von Friedrich Torberg. Mit Sunnyi Melles, Tobias Engel, Heinz Trixner, Romuald Pekny, Lukas Re-setarits).Wolfgang Glück konnte bereits mit dem .JSchüler Gerber“ international Erfolge erzielen und das Image des österreichischen Films anheben. Auch mit seinem neuen Film scheint ihm dies zu gelingen. Vergangenheitsbewältigung ist gerade hierzulande noch immer ein heißes Thema und zudem für das Ausland „repräsentativ“. Der Streifen schildert anhand einer Liebesbeziehung den Untergang der Ersten Republik und den
(„Wenn der Wind weht“ von Jimmy T. Murakami. Nach den Comics von Raymond Briggs. Art Director: Richard Fawdry, Musik von Genesis, David Bowie, Roger Waters u. a.)Zeichentrickfilme schweben meist zwischen Experiment und Kitsch. Dieses Genre ist im Bewußtsein der Kinogeher stark unterschätzt. John Coates, der schon den Beatles-Zeichentrickfilm „Yellow Submarine“ produzierte, hat diesmal aufgrund eines Buches des bekannten englischen Kinderbuchillustrators Briggs bekannte Grafiker engagieren können, um neue technische Möglichkeiten zu entwickeln.Die Geschichte ist einfach ,und
(,Die Fliege“ v David Cronenberg. Nach der Erzählung von Georges Langelaan. Mit Jeff Goldblum, Geena Davis, John Getz u. a.)Dieser Film ist in vieler Hinsicht ein Modellfall. Als der Science-fiction-Stoff 1958 in den USA erstmals von Kurt Neumann verfilmt wurde, hielt man sich noch ungefähr an die Originalstory:Ein Wissenschaftler experimentiert mit Materietransfer — er sendet“ Gegenstände von einem Ort zum anderen, indem er die Objekte in ihre Atome zerlegt und wieder zusammensetzt. Als der Forscher sich selbst „verschickt“, entsteht ein Unfall: die Atome kommen durcheinander,
(„Um Mitternacht“ von Bertrand Tavernier. Mit Dexter Gordon, Francois Cluzet, Herbie Hancock, Freddie Hubbard, Philippe Noiret, Ron Carter, John McLaughlin u. a., Musik: Herbie Hancock)Ein Film — schrill wie das kreischende Saxophon, graucool wie das Paris der Nachkriegszeit, rauchig wie die Jazzkeller, trostlos wie die Hinterhof Wohnungen. Tavernier auf den Spuren von Blues und Bebop, von Bud Powell und Lester Young. Um seine Liebeserklärung an diese Kunst- und Musikform so authentisch wie möglich zu gestalten, arbeitete er mit dem berühmten Jazzpianisten Herbie Hancock zusammen.Die
(.Mo-caroni“ von Ettore Scola. Mit Jack Lemmon, Marcello Mastroianni, Isa Danieli, Bruno Esposito u. a.)Der italienische Regisseur Scola, der mit ,J-,e Bai — der Tanzpalast“ und ,JDie Flucht nach Varennes“ sensible Sittenbilder zeichnete, hat in seinem neuen Streifen — wohl auch um der italienisch-amerikanischen Freundschaft und des finanziellen Erfolges wegen — zwei populäre Superstars als Nationalitäts-Typen eingesetzt: Lemmon als pillenschluk-kenden, hysterischen Angestellten der US-Raumfahrtindustrie, der nach 40 Jahren Neapel wiederum besucht. Und Mastroianni als spinnerten
(,J£raserhead“ von David Lynch. Mit John Nance, Charlotte Stewart, Allen Joseph u. a.)(,£>own by Law“ von Jim Jarmusch. Mit Tom Waits, John Lurie, Roberto Beni-gni)Derzeit laufen bei uns sogenannte ,jk.ultfilme“, die auch die Kinos füllen, ohne dem Massengeschmack zu entsprechen. Der .frühe Film des David Lynch (,JDer Elefantenmensch“, ,X>er Wüstenplanet“) aus dem Jahr 1977 präsentiert einen düsteren Alptraum zwischen Kafka und Bunuel. Fabriken, Würmer, eine Mißgeburt. Wahnsinnige Schöpfung des Makabren in eindrucksvollen Bildern: aus dem Kopf des .Jlelden“ werden
(.Zimmer mit Aussicht“ von James Ivory. Nach dem gleichnamigen Roman von E. M. Forster. Mit Maggie Smith, Denholm Elliott, Helena Bonham Carter, Julian Sands u. a).Seit nahezu 25 Jahren betreibt das Triumvirat Ivory (Regie) — Ismail Merchant (Produktion) — Ruth Prawer Jhabvala (Drehbuch) Teamarbeit in Sachen englisch-indischer Literaturverfilmungen der gepflegten Art (zum Beispiel ,JDie Damen aus Boston“ nach Henry James).Der Film ,Ji Room with a View“ ist bereits international mit Lorbeer überhäuft worden. Die Kritik lobt seine frische, bissige, charmante, poetische Art, das
(.Mission“ von Roland Joffe. Mit Robert de Niro, Je-remy Irons, Cherie Lunghi, Ray McAnally, Liam Neeson u. v. a.)Spätestens seit Reinhold Schneiders „Las Cosas“ (1938) und Hochwälders ,JDas heilige Experiment“ (1943) sind die Greuel der Conqui-sta und die Versuche jesuitischer „Gottesstaaten“ aus den Geschichtsbüchern inLiteratur, Theater — und nun auch in den Film gewandert.Mit ungeheurem Aufwand und Schauspielerpotential hat Joffe (,J£illing Fields“) sein historisches Spektakel in der Dschungelhölle inszeniert: den blutigen Untergang des lateinamerikanischen
(Inspektor Lavardin“ von Claude Chabrol. Mit Jean Poiret, Jean-Claude Brialy, Bernadette Lafont, Jean-Luc Bideau, Hermine Clair)Bereits in dem Film ,JIühnchen in Essig“ führte Chabrol seinen eigenwilligen Inspektor ein — die zynische Verkörperung der angeblichen Ordnung in einem amoralischen Kriminal-Spiel, das sich Leben nennt. Auch diesmal bleibt die herkömmliche Gerechtigkeit auf der Strecke.An Nordfrankreichs Küste wird der katholische Schriftsteller Roul Möns tot aufgefunden. Lavardin entdeckt in dessen Witwe eine eigene alte Freundin. Bei seinen Recherchen entblättert sich
(„Schmutz“ von Paulus Manker. Mit Fritz Schediwy, Hans Michael Rehberg, Siggi Schwientek, Josefine Platt, Mareile Geisler, Hanno Pöschl u. a.)Wie wir wissen, ist die österreichische Seele nicht nur ein weites Land, sondern auch ein Fall für sich, den Psychoanalytiker und den Staatsanwalt. Und den Filmer. Mankers Erstling hat sich einen besonders dunklen Punkt gewählt: die .Pflicht“, die in Wahnsinn als Gehorsam umschlägt.Wir kennen die Tradition des K & K-Beamten und den Faschismus. Manker läßt eine besondere Form der Dämonie zelebrieren. Joseph Schmutz, Beamter einer Wach-
(„Paradies“ von Doris Dörrie. Mit Sunnyi Melles, Katharina Thalbach, Heiner Lauterbach)(„Das kalte Paradies“ von Bernard Safarik. Mit Julius Effenberger, Nohemi Dra-gonne, Berta Alig)Neues, nämlich Bedenkenswertes aus dem deutschen Sprachraum des Kinos. Die Dörrie, seit ihrem Streifen .Männer“ international erfolgreich, liefert wiederum eine klassische Dreiecksgeschichte, diesmal allerdings eine bitterböse Mischung aus Komödie und Tragödie, kein heiteres Melodram.Gar nicht lustig auch der Film aus der Schweiz, einem „kalten“ Paradies, nämlich einem, das als Eldorado gilt,
(„Acht Millionen Wege zu sterben“ von Hai Ashby. Mit Jeff Bridges, Rosanna Ar-quette u. a.) („Zoff in Beverly Hills“ von Paul Mazursky. Mit Richard Dreyfuss, Nick Nolte, Bette Midier)Beliebtes und erfolgreiches Spiel der amerikanischen Filmwelt: die teils harte, teils kess-schnoddrige Ironie von Stoffen und Genres, mit denen das Geschäft läuft. Das ist nicht das europäische Pathos der „Nestbeschmut-zung“, sondern der in den USA gängige Realismus, den man sich leistet.In Ashbys Film kommt der Polizistenfilm gewissermaßen zum Handkuß: inmitten skrupelloser
(Revolution“ von Hugh Hudson. Mit AI Pacino, Donald Sutherland, Nastassja Kinski, Dexter Fletcher, Annie Lenox u. a.)Seit dem Vietnam-Debakel hat das Selbstvertrauen der USA gelitten. Ein neu aufgeflammter Patriotismus soll wohl die Identität stärken — und die Filmindustrie ist dafür ein geeignetes Mittel. Zweifelhafte Filme wie ,Jtambo“, aber auch Besinnung auf die eigene (glorreiche) Vergangenheit scheinen hier Abhilfe zu schaffen. Der Unabhängigkeitskrieg taugt als Thema.Der britische Regisseur Hudson („Greystoke“, „Die Stunde des Siegers“) zeichnet für diesen Streifen
(„Nackte Jugend“ von Nagisa Oshima. Mit Mijuki Ku-wano, Yusuke Kawazu, Yos-hiko Kuga u. a.)Spätestens seit ,£)enn sie wissen nicht, was sie tun“ mit James Dean und „ußer Atem“ von Jean-Luc Gedard zählt die Jugendproblematik zum Standardrepertoire der Filmindustrie. Damit kann man nicht nur Schindluder treiben, sondern auch Geld machen — die Kinozielgruppe ist ja inzwischen „teenage“.Man kann aber auch mit Hilfe der Jungen Protest gegen eine verkalkte, zurückgebliebene oder antihumane Erwachsenen- und Geschäftswelt angehen, Oshima, hierzulande seit seinem ,Jieich der
(„Psycho III“ von und mit Anthony Perkins. Mit Diana Scarwid„effFahey.Roberta Maxwell u. a.)(Aliens — Die Rückkehr von James Cameron“. Mit Sigourney Weaver, Carrie Henn, Michael Blehn u. a.)Kinoerfolge prolongiert man gerne, entweder durch Remakes oder durch Fortsetzungen. Hitchcocks Thriller „Psycho“ zählt ja bereits zum klassischen Repertoire — und darin hat Anthony Perkins seine Lebensrolle als geisteskranker Norman Rates gefunden, der mit Mutterkomplex Frauen mordet.Ridley Scotts Ur-,Alien“ mit dem Weltraummonster aus der Zeichenwerkstatt des Schweizer Künstlers Giger
(,Jlannah und ihre Schwestern“ von und mit Woody Allen. Mit Mia Farrow, Michael Caine, Carrie Fisher, Barbara Hershey, Dianne Wiest, Max von Sydow u. a.)Dieser neue Film, so Amerikas Filmgenie Woody Allen, ist von Tolstois „Anna Karenina“ inspiriert und liegt, seltsam genug, zwischen Ingmar Bergman und den Marx-Brothers. Ein Streifen, der die Balance zwischen Opti- und Pessimismus, Pädagogik und Nonsens zu halten sucht — und es gelingt ihm. Allen liebt das Schwere und pro-duziert das Leichte, aber nur scheinbar. Hinter dem Lachen liegt Elegie.Hannah, Holly und Lee sind Schwestern,
(,JDer Name der Rose“ von Jean-Jacques Annaud. Nach dem Roman von Umberto Eco. Mit Sean Connery, F. Murray Abraham, Christian Slater, Feodor Chaliapin, Helmut Qualtinger u. v. a.)Ecos Buch gilt als Paraderoman der Postmoderne. Der Mittelalterfachmann und Professor für Semiotik, der Extheoretiker der Avantgarde und Liebhaber der Massenmedien kann mit dem Film zufrieden sein. Er ist wirklich gelungen, trotz der kleinen Änderungen und Straffungen. Er ist — wie der Text — auf verschiedenen Ebenen „lesbar“: als Thriller, als Stück Sittengeschichte, als philosophische Parabel.William
(Fin Z und zwei Nullen“ von Peter Greenaway. Mit Andrea Ferreol, Brian Dea-con, Eric Deacon u. v. a.)Spätestens seit dem Kontrakt des Zeichners“ gilt Greenaway als einer der interessantesten Filmemacher Englands. Er selbst sagt: „Der Film ist ein viel zu ergiebig kreatives Medium, als daß man es nur den Geschichtenerzählern überlassen sollte.“ Sein neues Werk (,JZoo“) ist geboren aus Naturgeschichte und Mythologie. Es nachzuerzählen ist kaum möglich, man muß es gesehen haben. Nur so viel:Die siamesischen Zwillinge Oswald und Oliver sind Zoo-Angestellte und haben vor kurzem
(,JZine • demanzipierte Frau“ von Fred Schepisi. Nach dem Theaterstück ,J?lenty“ von David Hare. Mit Meryl Streep, Sting, Sam Neill, Sir John Gielgud u. a.)Bekanntlich wissen nur die Götter und die deutschen Verleiher, was eine demanzipierte Frau sein soll Worum geht es? Suzanne Traherne ist eine junge Engländerin, die während des Zweiten Weltkriegs kurz bei der Resistance in Frankreich tätig war und nach dem Kriege ihr Leben überflüssig (plenty) erlebt. Weder ihre Berufe noch ihre Liebschaften geben ihrer Existenz einen Halt.Sie schwärmt stets von einer kurzen Kriegsaffaire,
(„Piraten“ von Roman Po-lanski. Mit Walter Matthau, Ferdy Mayne, Cris Campion, Damien Thomas, Charlotte Lewis, Olu Jacobs u. v. a.)Gute alte Zeit der Piratenfilme ä la Douglas Fairbanks muß sich Polanski, der stets und. gerne mit Genres experimentiert hat, gedacht haben. Zudem: eine Marktlük-ke. Und ein Mammutbudget von 30 Millionen Dollar. Aber es wäre nicht Polanski, wenn er einfach ein Themen-Comeback eingefädelt hätte. Exzentrik und fröhliche Anarchie treiben den Stoff als Spaß in die Höhe. Um Gentlemanpiraten handelt es sich hier freilich nicht. Polanski spielt mit dem Bösen
(,J£aos“ von Paolo und Vittorio Taviani. Nach den Novellen von Luigi Pirandel-lo)Die italienischen Filmbrüder Taviani bürgen für Bo-denständiges,Poetisches,Po-litisches. In ihrem neuen Opus ist der Handlungsplatz Sizilien, jenes Sizilien, das Luigi Pirandello nach jahrelanger Abwesenheit wieder besucht und das ihn zu Erzählungen angeregt hat. In vier Episoden, die locker verzahnt sind, werden Drangsale, Aberglauben, Alltagsirrwitz, Armut und eine originelle Typologie der Bewohner zum durchgehenden Motivstrang.Da ist zunächst jene alte Mutter, die Briefe an ihre Söhne in Amerika
(,J£uß der Spinnenfrau“ von Hector Babenco. Nach dem Buch von Manuel Puig. Mit William Hurt, RaulJulia, Sonia Braga u. a.)Manuel Puig zählt zu jenen südamerikanischen Autoren, die Film und Kino zum Zentralthema ihres Schaffens gemacht haben. (Zum Beispiel „Verraten von Rita Hayworth“) Im vorliegenden Fall mischt sich brisant Politisches: Ort des Geschehens ist eine Gefängniszelle. Der linke Revolutionär Valentin und der homosexuelle Molina sind nicht ohne Grund zusammengelegt worden, soll doch Valentin von Molina ausgehorcht werden. Stattdessen erzählt Molina seinem Mitinsassen
(,fiote Küsse“ von Vera Belmont. Mit Lambert Wilson, Charlotte Valandrey, Marthe Keller, Laurent Ter-zieff, Günter Lamprecht u. a.)Zwar eine Liebesgeschichte, aber der Titel meint Politisches: rote Küsse der Kommunisten. Eine polnische Familie im Paris der 50er Jahre. Die junge Nadja, engagiert bei einer linken Jugendgruppe, wird bei Demonstrationen zusammengeschlagen und von einem Paris-Match-Fotografen, also einem amerikanischen .ßourgeois“, gepflegt — und heimlich für eine Reportage fotografiert.Trotzdem verliebt sie sich in ihn, obwohl Stephane der stalingläubigen Nadja die
(,$X - Tödliche Tricks“ von Robert Mandel. Mit Bry-an Brown, Brian Dennehy, Diane Venora, Cliff De Young u. a.)Film: Illusionsfabrik, Traummaschine, Wunderkiste, Zauberzimmer, Spiegelkabinett. FX ist die Profi-Abkürzung für „effects“. Rollie Tyler ist der Supermann für Special-Effects. Er ist nicht nur ein gesuchter Tricktechniker in seinem Fach und in der Branche, sondern auch — hier beginnt sich Ernstes einzumischen — bei den Behörden. Zum Bluffen! Vertuschen, Irreführen im Kampf gegen Kriminalität und Unterwelt eignet sich Derartiges in höchstem Maße.Tyler sieht sich
(„Utu“ von Geoff Murphy. Mit Anzac Wallace, Wi Kuki Kaa, Bruno Lawrence, Kelly Johnson, Tim Elliott)Neuseeland 1870. Ein Großteil der Urbevölkerung, der Maoris, hat sich bereits der britischen Herrschaft unterworfen, ja dyent in der Armee der Queen. Seit 1814 war das Land missioniert^ worden, seit 1840 setzte ein wahrer Einwandererstrom ein. Letzte Guerillatruppen kämpften gegen die englische Übermacht. Um 1860 häufen sich die Massaker, auch unter den parteiergreifenden Stämmen.Te Wheke, dessen Familie ausgerottet worden ist, rüstet zum letzten Aufstand. Murphy zeichnet mit
(,Momo“ von Johannes Schaaf. Nach dem gleichnamigen Roman von Michael Ende. Mit Radost Bokel, John Huston, Mario Adorf, Armin Mueller-Stahl u. a.)Mit der Verfilmung der „Unendlichen Geschichte“ durch Wolf gang Petersen war der Autor nicht einverstanden, mit ,Momo“ ist es Ende sehr wohl. Statt Hollywood-Tricks deutsche Ex-pressivität und Symbolwelten, die Regisseur Schaaf („Trotta“, „Traumstadt“) und Kameramann Xaver Schwarzenberger für den Millionenfilm anzubieten haben.Das Mädchen Momo lebt friedlich in einer südlichen Stadt, bis eines Tages die grausigen, glatzköpfigen
(,J)ance with a Stranger“ von Mike Newell. Mit Miran-da Richardson, Ian Holm, Rupert Everett u. a.)Der englische Streifen beruht auf einem authentischen Fall. Im Jahr 1955 wurde zum letzten Mal eine Frau gehängt: Ruth Ellis. Sie hatte ihren jugendlichen Liebhaber erschossen. Newell versucht in eindringlichen Bildern und mit grandiosen Schauspielern das düstere Milieu dieser Affaire einzu-fangen.Ruth, Mutter zweier Kinder, arbeitet als Barfrau und verliebt sich in einen Jungen aus den sogenannten besseren Kreisen. Dieser, ein verwöhnter Sohn und Möchtegernrennfahrer, wird von der Frau
(,Jnsignificance“ von Nicolas Roeg. Mit Theresa Russell, Michael Emil, Gary Bu-sey, Tony Curtis u. a.)Roeg, Regisseur des großartigen Streifens „Wenn die Gondeln Trauer tragen“, hat eine Relativitätskomödie gedreht. An diesem Film ist tatsächlich alles relativ. Grundidee: Einstein meets Marilyn Monroe. Die Monroe soll ja dem Genie ein gemeinsames Kind vorgeschlagen haben: „Mit Ihrer Intelligenz und meiner Schönheit.“ Der Physiker soll geantwortet haben: „Was aber, wenn das Kind Ihre Intelligenz und mein Aussehen bekommt?“ Und soll das Angebot ausgeschlagen haben. Soweit die
(,JDer Biggeis-Effekt“ von John Hough. Mit Neil Dick-son, Peter Cushing, Alex Hyde White, Fiona Hutchison, James Saxon u. a.)W. E. Johns, englischer Autor von über 200 Büchern mit Millionenauflagen, war selbst im Ersten Weltkrieg Kampfpilot und ist Erfinder der Biggeis-Figur, die durch 97 Bände geistert und den Briten so lieb ist wie Sher-lock Holmes. Zudem ist James Biggels ritterlicher als sein Kollege James Bond.Regisseur Hough hat allerdings für seine ,Action-Co-medy“ nicht auf die bisherigen Stoffe zurückgegriffen, sondern für Biggels eine neue Story entwickelt, nämlich eine
Unter diesem Titel veran-staltet das österreichische Filmarchiv seine 17. Sommerausstellung im Alten Schloß Laxenburg. Die Schau schließt damit an die im vergangenen Jahr erfolgte Filmretrospektive ,JEs war einmal in den fünfziger Jahren“ an.In einem repräsentativen Querschnitt kann das Publikum 46 internationale Filme zwischen Kommerz und Avantgarde sehen. Highlight der Veranstaltungen sind Werke von Jean-Luc Godard, James-Bond-Streifen, amerikanische Musicals, Filme von Luis Bunuel und Filme von berühmten Regisseuren wie de Sica, Glauber Rocha, Roger Corman, Sydney Pollack, Mel
(absolute Beginners“ von Julian Temple. Nach dem Roman von Colin Maclnnes. Mit David Bowie, Eddie O'Conell, Patsy Kensit, Sade, Ray Davies, Zoot Money u. v. a.)Julian Temple, der das amerikanische Kino haßt, wollte als renommierter Videokünstler die wilden fünfziger Jahre inEngland verfilmen. Von hier nahm ein Großteil der modernen Jugendkultur ihren Anfang. Ein Klima, geprägt von Fernsehen, Rassenhaß, heulenden Saxophonen, ausgeflippten Teenagern, Unruhen.Temple wollte kein Nostalgie-Musical und keine amerikanischen Klischees der Popkultur. Er wollte den britischen Schock, ein Stück
(„The Hit“ von Stephen Frears. Mit Terence Stamp, John Hurt, Tim Roth, Fernando Rey, 'Laura del Sol u. a. Musik: Paco de Lucia)Freunde des Stils der ,J5chwarzen Serien“, Gourmets der Psychothriller kommen wieder einmal voll auf ihre Rechnung. Der englische Regisseur Frears hat ein Stück spannendes Kino inszeniert, weit ab von den gängigen Action-Klischees. Im Gegenteil. Erfordert vom Zuseher scharfes Denkvermögen, Phantasie und Einfühlungsvermögen. Sein raffiniertes Konzept wird durch die großartige Kameraarbeit Mike Molloys und durch beeindruckende Schauspieler gesteigert.Gangster
(,JLlle Mörder sind schon da“ von Jonathan Lynn. Mit Tim Curry, Martin Mull, Ei-leen Brennan, Colleen Camp, Lesley Ann Warren, Michael McKean, Madeleine Kahn, Lee Ving, Christopher Lloyd.)Die klassische Situation der „klassischen“ Krimis: die geschlossene Gesellschaft in geschlossenen Räumen, natürlich: in einem Schloß. Der mysteriöse Hausherr Mister Boddy lädt eine Runde zu sich. Wie sich herausstellt haben alle Beteiligten etwas auf dem Kerbholz und werden deswegen erpreßt.Nun soll mit diesen Infor-mationenein neues undurchsichtiges Spiel beim Dinner gespielt werden. Jeder der
(JDie Zeit nach Mitternacht“ von Martin Scorsese. Mit Griffin Dünne, Rosanna Ar-quette, Cheech und Chong, Verna Bloom, Teri Garr.)Dieser Film erzeugt eigene Wirklichkeiten. Traum und Realität sind ihm gleichermaßen Gegenstand, eine Unterscheidung überflüssig. Nicht umsonst heißt das Kino „Traummaschine“. Scorsese hat einen Streifen erzeugt, in dem sich Alltag als Alptraum entpuppt.Der junge Programmierer Paul Hackett weiß, daß die Welt nicht nur sein Computer ist. Er wünscht sich in New York ein lebendiges Abenteuer. Er lernt ein Mädchen kennen, danach eine eigenwillige
(„Tod eines Handlungsreisenden“ von Volker Schlön-dorff. Nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Arthur Miller. Mit Dustin Hoffman, John Malkovich, Kate Reid, Stephen Lang, Charles Dur-ning)Volker Schlöndorff gilt inzwischen als Fachmann für Literaturverfilmungen (Tör-less, Blechtrommel, Zauberberg u. v. a.). Nun hat er sich eines modernen amerikanischen Klassikers angenommen, oder besser: er hat ganz einfach eine sehr erfolgreiche Broadway-Aufführung mit dem genialen Dustin Hoffman verfilmt. Millers Stück des Handlungsreisenden Willy Loman (,J?sycho-gramm eines Verlierers“) ist
(,JDrei Männer und ein Baby“ von Coline Serreau. Mit Roland Giraud, Michel Bou-jenah, Andre Dussollier, Philippine Leroy Beaulieu u. a.)Kein braves, biederes, bürgerliches Leben führen die drei eingefleischten Junggesellen Pierre, Jacques und Michel in ihrer großen Wohnung. Als Architekt, Steward und Zeichner führt das Trio einen lockeren Haushalt. Langwährende Frauenbesuche werden als störend empfunden.Inmitten diese männerdominierte ,Jdylle“ bricht das Chaos. Vor der Haustüre findet sich ein lebendes Baby mit Begleitbrief der Mutter, die verreisen muß und um Aufnahme und Pflege
(„Rosa Luxemburg“ von Margarethe von Trotta. Mit Barbara Sukowa, Daniel 01-bryehski, Otto Sander, Adelheid Arndt, Jürgen Holtz, Karin Baal, Doris Schade u. v. a).Ein hartes Schicksal: Frau, Jüdin, Polin in Deutschland, Bürger- und Sozialdemokratenschreck, zart und trotz Härte zerbrechlich. Eine originelle Denkerin, eine berüchtigte ,J?igur“ seit der . Jahrhundertwende. Wer war sie wirklich? Wie löst man das Klischee aus dem Bilderbuch „Geschichte“?Margarethe von Trotta hat sich hauptsächlich auf Originalbriefe gestützt und so das .Menschliche“ zu rekonstruieren versucht:
„Das Messer“ von Richard Marquand. Mit Glenn Close, Jeff Bridges, Peter Coyote, Robert Loggia)Gerichtssaal-Krimis haben ihre eigene Logik, eigene, meist verzwickte Dramaturgie. Man erinnere sich an den Klassiker ,JDie zwölf Geschworenen“. Typisch Amerika: die Rechtssprechung durch Geschworene und daher der Duell-Charakter von Staatsanwalt (Ankläger) und Verteidiger. In diesem Falle übernimmt die hübsche Teddy Barnes die Verteidigung des Zeitungszaren Jack Forrester. Dessen reiche Frau wurde brutal ermordet aufgefunden.Ritualmord? Ihr Mann wird von dem ehrgeizigen Staranwalt Thomas
(Camorra von Lina Wertmüller. Mit Angela Molina, Harvey Keitel, Daniel Ezra-low).Eine „ehrenwerte“ Gesellschaft auf dem Lande: eine ehemalige Prostituierte, eine Sängerin, ein Heroindealer, ein Tänzer. Und ein Wirrwarr von Gefühlen, Liebe, Mißtrauen. Sie alle werden in der Stadt radikal aufbrechen. Eine Serie von Morden erschüttert das Gefüge von Recht und Ordnung.Carmela, die Sängerin, und Annunziata, die Exhure, die ihren Sohn durch Heroin verloren hat, inszenieren planmäßig einen Rachefeldzug gegen frauenausbeutende Männer und Rauschgifthändler. Ob Toto, der Tänzer,
(Höhenfeuer von Fredi M. Murer. Mit Thomas Nock, Johanna hier, Rolf Iiiig, Dorothea Moritz, Tilli Breidenbach, Jörg Odermatt).Der Schweizer Experimen-talfilmer und Dokumentarist hat schon einmal einen ,3 ergler-Film“ gedreht. Diesmal hat er eine japanische Geschichte (,JDie Legende von Narrayama“) in die Alpen verlegt. Thema: Archaische Geschwisterliebe.Die alten jähzornigers“ leben mit ihren beiden Kindern völlig abgeschieden. Der taubstumme Bub, in dem die Triebkräfte der Pubertät toben, liebt seine ältere Schwester Belli. Als diese ein Kind erwartet, kommt es zum Kampf zwischen
(Ran vonAkira Kurosawa. Mit Tatsuya Nakadai, Akira Terao, Jinpachi Nezu, Ryu Daisuke, Mieko Harada, Ma-sayuki Yui u. v. a).Altmeister Kurosawa (,fiashomon, Die sieben Samurai“) stammt selbst aus einem alten Samurai-Geschlecht und ist dem Historischen treu geblieben. Bereits in ,JKagemusha“ hatte er Wert auf getreue Kostümausstattung gelegt. In gewaltigen Naturkulissen findet das Drama des alten Fürsten Hidetora und seiner drei machtgierigen Söhne statt.Von ihnen verstoßen irrt der ehemalige und grausame Herrscher samt Hofnarr durch die Lande und muß Zeuge grauenhafter Gemetzel werden,
(„Wetherby“ von David Hare. Mit Vanessa Redgrave, Ian Holm, Judy Dench, Joely Richardson u. a.)Hare, erfolgreicher englischer Stückeschreiber, debütiert mit einem Film, der bei der Berlinale 1985 den Goldenen Bären erhielt. Zunächst erinnert der Streifen an Pin-ter, doch dann wird das Rätselhafte durch Emotionen übertrumpft. Wetherby in Yorkshire. Vor den Augen der Lehrerin Jean Travers erschießt sich ein junger Mann. Was soll diese Suizid-Demonstration von John Morgan? Inspektor Langdon bringt eine Studentin, eine Freundin Morgans.Allmählich lichtet sich die Vergangenheit. Welche
(Agnes - Engel im Feuer von Norman Jewison. Nach dem Theaterstück ,Agnes of God“ von John Pielmeier. Mit Jane Fonda, Anne Ban-croft, Meg Tilly). Kanada, Quebec. In einem französischen Kloster wird die junge Novizin Agnes mit einem erwürgten Baby vorgefunden. Oberin Miriam Ruth behauptet, weder von der Schwangerschaft noch von dem blutigen Geschehnis Kenntnis zu haben. Auch Schwester Agnes will von einem Neugeborenen nichts wissen. Der Untersuchungsrichter schickt die Psychiaterin Dr. Martha Livingstone, um die Zurechnungsfähigkeit von Agnes überprüfen zu lassen. Die Oberin, von
(Jenseits von Afrika von Sidney Pollack. Mit Meryl Streep, Robert Redford, Klaus Maria Brandauer. Nach dem Roman „Out of Africa“ von Tania Blixen.)1937 erschien von Karen Blixen unter dem Pseudonym Isak Dinesen der Erinnerungsband .Afrika, dunkel lockende Welt“. Ort der Handlung: Kenya, am Fuße des Ngonggebirges. Zeit: die wilden Zwanziger. Spätzeit des Kolonialismus.Baroness Blixen lebt mit ihrem Mann Bror und ihrem Geliebten Denys Finch Hat-ton freundschaftlich, leidenschaftlich und dramatisch zusammen. Als Denys tödlich verunglückt, bricht ihre Welt zusammen.Pollack kennt die
(„Ganz unten“ von Jörg Gfrörer. Mit Günter Wall-raff) EnthüllungsJournalismus findet in Österreich bisher nur in Printmedien statt. Und da hat er einen schlechten Ruf. In Deutschland hat dieses detektivische Prinzip mit Täuschung und Verkleidung, um an die Wahrheit heranzukommen, vor allem durch einen einzigen Mann Furore gemacht: Günter Wallraff, der als Hans Esser in der BILD-Redaktion schnüffelte, spionierte, denunzierte. Nun hat er als Türke Ali Stigirlioglu seinen nächsten Coup gelandet. Wie beutet die deutsche Industrie Gastarbeiter aus? Durch brave Interviews ist hier
(Ginger und Fred von Fe-derico Fellini. Mit Julietta Massina, Marcello Ma-stroianni u. v. a). Der Altmeister läßt Dampf ab. Er mußte den Niedergang des italienischen Kinos und den unerbittlichen Aufschwung des Fernsehens miterleben, will heißen: auch miterleiden, drehte er doch in den letzten Jahren für das TV auch Werbespots.Die dümmsten und unkultiviertesten Brot & Spiele-Aktionen begeistern die Massen. Der Altmeister grollt. Und rechnet, wenn auch nostalgisch, mit dem Medium ab. Ginger und Fred, zwei abgetakelte Gin-ger-Rogers-und-Fred-Astai-re-Kopien der alten Zeit vor dem
(,,Heidenlöcher“ von Wolfram Paulus. Mit Florian Pircher, Helmut Vogel, Albert Paulus u. a.) Wiederum Erfolgreiches und Erfreuliches aus der österreichischen Filmlandschaft. Ein Streifen aus dem Salzburgischen, hart, herb, schwarz-weiß, einfühlsam, beeindruckend, streng. Vergangenheitsbewältigung in Großarl. Kriegswinter 43, Nazis, Bauern, Kriegsgefangene und Menschen, die einrücken sollen, aber nicht wollen und sich verstecken. Hitler-Deserteure. Paulus versteht es, ein moralisierendes Polit-drama zu vermeiden. Statt dessen läßt er Zeit und Milieu voll wirken, will heißen, er
(„Müllers Büro“ von Niki List. Mit Andreas Vitasek, Christian Schmidt, Barbara Rudnik u. a.)Mit .Malaria“, diesem low budget-Film aus der Wiener „Szene“, gelang List Start und Durchbruch, mit ,Mama Lustig“ zeigte er, wie man einen behutsamen Streifen über ein mongoloides Kind machen kann, ohne peinlich oder tränenrührend zu werden. Mit diesem neuen Opus sorgt der junge Österreicher für Gelächter all jener, die das Genre „JZrimi“ lieben und kennen und zudem neben dem Cineasten-Schmäh auch der Musik verfallen sind. Daß sich Detektive und Gangster nicht nur durchs Leben
(„,Natty Gann“ von Jeremy Kagan. Mit Meredith Salen-ger, John Cusack, Ray Wise u. a.)(„Thats dance“ von Jack Haley jun. Mit Liza Minelli, Gene Kelly, Ray Böiger, Michail Baryschnikow, Sammy Davis jun. u. v. a.)Es scheint nicht zufällig, daß das Thema der großen Depression 1935 in Amerika nicht nur nostalgischen Anstrich, sondern angesichts der zahllosen Arbeitslosen in den Staaten sozialkritische Aktualität verheißt. Eine Disney-Produktion: die vierzehnjährige Natty sucht ihren Holzfäller-Papa im Norden, mausert sich vom Wildfang zum Herzliebchen und hat unzählige A benteuer
(„Subway“ von Luc Bes-son. Mit Christophe Lambert, Isabelle Adjani, Michel Galabru, Richard Bohringer, Jean-Hugues Anglade u. a.)In Frankreich haben auch in der Filmkunst Semiotik (Zeichenanalyse) und Strukturalismus Tradition. Es sei an die Avantgarde Alain Robbe-Grillets oder die Ritualfilme Jean-Pierre Mel-villes erinnert. Allemal stehen hier Ästhetik und die Formeln des Artifiziellen im Vordergrund. Erst kürzlich feierte man „JDiva“ oder„Driver“ als Kultfilme: durchgestylte Krimithriller im Großstadtdschungel. Diesmal geht es in die Unterwelt der Metro. Der Punkrocker Fred
( „J)ie Ehre der Prizzis“ von John Huston. Mit Jack Nicholson, Kathleen Turner, Anjelica Huston, William Hiekey, John Randolph, Robert Loggia, Lee Richardson u. a.)Richard Condon hat den Roman geschrieben und sein Freund Huston den Mafia-Stoff verfilmt. Der Pate ist hier ironisch Pate gestanden: Don Corrado Prizzi, der allmächtige, verschrumpelte weißhaarige Greis hält seine Hände über die schmutzigen Geschäfte der Stadt New York. Und sein Patenkind Charley Partanna macht den Chefkiller. Seine Ehe mit der schönen Mearose Prizzi ist geplatzt, und er: einsam. Endlich trifft er die
(„A Chorus Line“ von Richard Attenborough. Mit Michael Douglas, Alyson Reed, Terence Mann, Audrey Landers u. v. o. Musik: Marvin Hamlisch. Choreographie: Jeffrey Hornaday)Dieses Broadway-Musical gilt seit 1973 als das erfolgreichste der Theatergeschichte. Es gibt einen Insider-Blick frei in das harte Leben des Showbusiness. Regisseur Zach sucht für seine Besetzung Chorus-Tänzer. In Marathonsitzungen läßt er sich von zahlreichen jungen Leuten vortanzen. Und trifft eine immer engere Auswahl. Nach äußerst strengen Leistungskriterien bleiben schließlich einige wenige übrig. Die
(„White Nights-Nacht der Entscheidung" von Taylor Hackford. Mit Mikhail Ba-ryshnikov, Isabella Rosselini, Gregory Hines, Helen Mirren, Jerzy Skolimowski) Vorneweg: der Film hat mit Dostqjewskijs Erzählung „Weiße Nächte" nichts zu tun. Der Streifen erzählt höchst Aktuelles. Der Ki-row-Ballettstar Rodschenko, seit Jahren US-Staatsbürger, fliegt zu einem Gastspiel nach Tokio und muß in Sibirien notlanden. Schon ist der KGB zur Stelle, sucht durch einen in die UdSSR übergelaufenen Vietnamkämpfer Rodschenko „heimzuholen", ja ideologisch zu bekehren, ^ umzudrehen. Daß dem Ballettstar
(„Die Familie mit umgekehrtem Düsenantrieb" von Sogo Ishii.)Der rührige„ilmladen" hat nun in Wien sein eigenes Kino, nämlich das ehemalige Votivpark, und es mit einem japanischen Streifen eröffnet. Im Japanischen bedeutet „umgekehrter Düsenantrieb": wahnsinnig, irr. Und tatsächlich ist diese zeitkritische Groteske nichts .formales". Herr Kobayashi, ein schlichter Angestellter, zieht mit seiner Familie in ein kleines Reihenhaus an der Autobahn. Als zusätzlich noch der Großvater zum Hausbewohner wird, erweist sich das Heim als zu eng — die Eigenheiten der Familienmitglieder
(„Silverado" von Lawrence Kasdan. Mit Scott Glenn, Kevin Kline, Danny Glover, Linda Hunt)(„Ein Zimmer in der Stadt" von Jacques Demy. Mit Danielle Darrieux, Michel Piccoli, Dominique San-da, Richard Berry)Die Filmwelt lebt ebenso wie die Wirtschaft von Trends und Marktlücken. Wildwest als Kassenschlager neigte sich in den USA seit den 60er Jahren dem Ende zu. Man drehte nicht mehr naive, sondern authentische, selbstkritische Streifen zur eigenen Vergangenheit.Aber jetzt kommt der „gute alte Western" mit allen liebenswürdigen und ermüdenden Klischees wieder. Kleine Varianten erfrischen
(„HJühnchen in Essig" von Claude Chabrol. Mit Jean Poiret, Stephane Audran, Michel Bouquet u. v. a.)Chabrol, Meister des schwarzen Humors und hintergründiger Sozialthriller, serviert auch diesmal mit viel Raffinement ein garstiges Menü des Kleinbürgertums.In einer Provinzhauptstadt kochen ein Arzt, ein Notar und ein Schlachter ihr übles Grundstückspekulationssüppchen. Doch die Rechnung geht nicht gänzlich auf. Familie Cunot weigert sich, ihr Anwesen zu verkaufen. Eine an den Rollstuhl gefesselte Frau und ihr Sohn beginnen einen Kleinkrieg, in dem alle Register gezogen werden.
(„Santa Claus" von Jeannot Szwarc. Mit Dudley Moore, John Lithgow, David Huddieston u. a.)(„Frau Holle" von Juraj Jakubisko. Mit Giulietta Massina u. a.)Wenn es in Österreichs Kinos weihnachtet, so wird dies im Programm durch Zeichentrickfilme, kindliche Fantasy-Streifen und Märchen deutlich. Und in den meisten Fällen recht amerikanisch. Auch bei der Komödie um Santa Claus ist im Grunde ein amerikanisches Publikum angesprochen. Wir können uns daher einen exotischen Blick auf das kitschig-unheilige Treiben zur US-Weihnachtszeit leisten: ein Bilderbuchtraum von Himmelswerkstätten, ja
(,J?erfect“ von James Bridges. Mit John Travolta, Jamie Lee Curtis u. a.)Links das Bein und rechts das Bein — hier kann's sich nur um das unermüdliche Aerobic handeln. Disco-Tra-volta tritt als schlitzohriger Sensationsreporter auf, um ein Gesundheitsetablissement als ,JLros-Center“ zu „entlarven“. Oder besser: eine Zeitungswahrheit zu konstruieren. Daneben hat er über Kokain-Schmuggel zu recherchieren. An sich ist ihm jedes Mittel recht, wenn er nur die perfekte Story liefern kann. Doch als ihm (natürlich!) eine tanzende Schönheit mit „perfect body“ begegnet, gerät sein
(„The purple rose of Cairo“ von Woody Allen. Mit Mia Farrow, Jeff Daniels, Danny Aiello u. a.)Die Metamorphosen des Woody Allen: vom Slap-stick-Clown über den verzweifelten Spaßmacher zum nachdenklichen Humoristen. Sein neuer Film ist ein schlichtes Melodram aus den dreißiger Jahren. Oder doch nicht? Es wäre nicht Allen, wenn er nicht die Selbstreflexion des Kinos miteinbeziehen würde. Er berichtet von der rührenden Cecilia, die als Serviererin und getretene Ehefrau ihren Träumen nachhängt. Ihre Illusion erfüllt sich nun märchenhaft auf der Leinwand! Der Held steigt herab (und
(Mishima von Paul Schräder. Mit Ken Ogata, Kenji Sawada, Yasosuke Bando u. a. Musik: Philip Glass).Der 1925 geborene Kimita-ke Hitaoka (so Mishimas wahrer Name) besuchte eine Adelsschule, verwand Japans Niederlage im 2. Weltkrieg nie, pflegte als selbsternannter Nihilist „europäischen Ästhetizismus“ ä la Jahrhundertwende, ließ sich als leidender, heiliger Sebastian fotografieren, betrieb einen Körperkult gegen die ,Jiäßlichen Intellektuellen“, gründete die kaisertreue Schild-Gesellschaft“, plante einen Regierungsputsch und entleibte sich 1970 öffentlich mit seinem Gefährten
(,JJie Maske“ von Peter Bogdanovich. Mit Cher Bo-no, Eric Stoltz, Sam Elliott u.a.)Sie: eine Haschisch-Rockerin. Ihr Sohn Rocky: sein Gesicht durch eine Knochenkrankheit monströs entstellt.Sie (ihr Name ist Rusty Dennis): eine Mutige, Engagierte inmitten einer Motorradclique, eine Frau, die ihr Kind nicht aufgibt, sondern in die Gemeinschaft integriert. Und Rocky wird trotz seines Makels in der Schule Klassenbester, ja verliebt sich in die blinde Diana.Peter Bogdanovich, bekannt durch ,JPaper Moon“ und ,Js was Doc?“, zieht nicht die Register des Mitleids, sondern stellt bewußt und mit
(„Echo Park“ von Robert Dornhelm.. Mit Susan Dey, Tom Hulce, Michael Bowen, Christopher Walken, Hein-rich Schweiger.)Durch ,J5he dances alone1' (mit Kyra Nijinskij) wurde Dornhelms Ruf international gefestigt. Der vor allem in den USA arbeitende Österreicher zeigt nun einen mit Vorschußlorbeeren bereits bedachten Streifen heimisch-amerikanischer Provenienz (Filmförderung und ORF sponserten): eine humorige, leichte Dreieckskomödie in Los Angeles. May Greer, die von einer Karriere als Schauspielerin träumt, gerät ins Spannungsfeld zweier Männer, nämlich ihres Nachbarn August, eines
(„Cocoon“ von Ron Howard. Mit Steve Guttenberg, Don Amecke, Wilford Brim-ley, Hume Cronyn u. a.)Der Traum von der ewigen Jugend - Außerirdische machen's möglich! Hollywood-Produzent Richard Zanuck weiß, welche Stoffe im US-Senioren-Paradies Florida ziehen — und nicht nur dort. Der komische Charme der Kinder und der Alten hat noch immer gewirkt. Nun denn: In den Rentner-Städten geht es lustig einher. Man klettert über Zäune, um im Swimming-pool einer verlassenen Villa zu planschen. Kann man ahnen, daß sich hier die ururalten Bewohner von Atlantis verpuppt haben und auf ihre
(,JDer Kuß der Tosca“ von Daniel Schmid. Mit Sara Scuderi, Giovanni Pulighed-du, Leonida Bellon, Salvato-re Locapo u. a.)Die „Casa Verdi“ ist ein Mailänder Künstler-Altersheim, gestiftet 1902 von Giuseppe Verdi. Bisher haben über 1000 Opernschaffende hier Platz gefunden. Der Schweizer Regisseur hat sich diese „casa di riposo“ zum Schauplatz eines dokumentarischen Spielfilms gewählt, um hier eine poetische Studie zu betreiben: die Gratwanderung zwischen Wirklichkeit und Traum. Schmid, der sich Fellini und dem Theaterhaften, ja Melodramatischen sehr nahe fühlt, hat mit alten
An den Langfilmen lag es nicht, daß das Programm der Filmtage nur im Laufschritt zu bewältigen war. Für Bewegung sorgte das wuchernde Angebot an Kurzfilmen und Videos.
(.Monty Pythons flying circus in der Hollywood Bowl“; ,JJie Einsteiger“ von Siggi Götz. Mit Thomas Gottschalk und Mike Krüger)Gute Zeiten für Kinogelächter! Schlechte Zeiten für jene, die keinen Spaß verstehen und nur eine gewisse Form von Humor gelten lassen wollen. Bei Monty Pythons beispielsweise scheiden sich die Geister. Ihr anarchischer Hohn ohne Ehrfurcht, ihr intellektueller Slapstick mit Schärfe läßt manche Biedermänner erblassen. Die respektlosen Engländer lieferten 1980 in einer Freiluftarena ein Komik-Spektakel von hohem Lachreiz. Schonung war nicht zu erwarten, hier
(„Gefahr im Verzug“ von Michel Deville. Mit Michel Piccoli, Richard Bohringer, Nicole Garcia, Anemone, Christophe Malavoy)Nach dem Roman ,Jm Himmel wie als auch auf Erden“ von Rene Belletto entstand dieser Streifen, der von den Verleihern als „erotischer Thriller“ gehandelt wird. Dies ist er auch, aber nicht nur. Dieser Film zieht mit leichter und strenger Hand zugleich die Konsequenzen aus französischen Cine-Klassikern wie Bresson oder Melville. Er arbeitet mit filmischen Kürzeln, ähnlich japanischer Zeichentechnik. Andeutung wird zum Hinweis, zur Rätselspur. Gleichzeitig aber
(Birdy von Alan Parker. Nach dem Roman von William Wharton.) Mit Matthew Modine, Nicolas Cage, John Harkins, Sandy Baron. Musik: Peter Gabriel. Die Wunde „Vietnam“ heilt in den USA nicht. Kein Jahr, wo man nicht Kriegsreminiszenzen verfilmt, kritisch (,Jpocalypse now“) oder neuerdings mit Verherrlichung von Gewalt (,JXam-bo“).Der mit dem Regiepreis in Cannes ausgezeichnete Streifen greift das Thema des Vietnam-Krieges auf, um Psychostudien zu betreiben. Zwei Freunde, seit ihrer Kindheit zusammen, werden zur Armee eingezogen und kommen beide kriegsversehrt von den Kämpfen heim, der
(„Cal“ von Pat O'Connor. Mit Helen Mirren, John Lynch, Donal McCann u. a. Musik: Mark Knopfler)(„Versteckt“ von Anthony Page. Mit Jacqueline Bisset, Jürgen Prochnow, Robert Dietl u. a.)Eine traurige Erfahrung ist es zu wissen, daß Filme mit zeitgeschichtlichem Hintergrund nur sehr kurz in den Kinos laufen. Darum sei diesmal — gleich zum Start — auf zwei Streifen hingewiesen, die mit jüngster Vergangenheit und blutiger Gegenwart zu tun haben. In beiden Filmen sind Paare und ihre „unmögliche“ Liebe das zentrale Thema. In „Cal“ ist der Schauplatz Nordirland mit seinen
(Liebeskrank von Marshall Brickman. Mit Dudley Moore, Alec Guiness, Elizabeth McGovern, John Hüsten, Gene Saks u. a.)Was wäre das Leben ohne Liebe, die Liebe ohne Erotik, die Erotik ohne Verdrängung, die Verdrängung ohne Sigmund Freud, Freud ohne Amerika, Amerika ohne die tägliche Psychoanalyse. Und von daher weht der Film. Es geht um den Psychiater Saul Benjamin und seine mehr oder minder skurrilen Patienten. Hollywood selbst ist ja eine riesige Celluloid-Couch für den Massengebrauch. Da darf Selbstironie nicht fehlen. Benjamin also führt ein recht alltägliches Leben in seiner
(Die Göttliche von Sidney Lumet. Mit Anne Bancroft, Ron Silver, Carrie Fisher u. a.)Garbo — die Unnahbare. Ein von Journalisten verfolgtes Idol, doch unerreichbar für Sensationspresse, Medien und Fans. Kein Comeback, nur dunkle Brillen und Schweigen. Das muß Hollywood wurmen. Und greift zum Film als Ersatzhandlung. Mit einer für US-Gefühlshaushalte ergreifenden Story: Die an einem Gehirntumor erkrankte Estelle hat den sehnlichen Wunsch, noch vor ihrem Tod die „Göttliche“ persönlich kennenzulernen. Ihr bisher etwas biederer Sohn wird nun quasi als Detektiv eingesetzt, um die Garbo
(Die Günstlinge des Mondes von Otar Iosseliani. Mit Alix de Montaigu, Pascal Aubier, Hans Peter Cloos, Marie Parra Aledo u. v. a.)Der von Andreij Tarkow-ski hochgelobte russische Filmemacher stellt ein Puzzle quer durch ein Jahrhundert vor. Haupthelden: die wechselnden Zeitläufe und die zyklische Wiederkehr menschlicher Verhaltensmuster wie Gier, Lust, Hinterhältigkeit. Doch der Fatalismus hat Humor. Besitz — alles geht von Hand zu Hand, die Dinge wechseln ihre Besitzer, sind ein Stück Lebensgeschichte. Der Film dreht sich wie ein Karussell. Da gibt es Adelige und Diebe, Verliebte und