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Eine versunkene Welt

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Gina Kaus, einst bekannt als erfolgreiche Schriftstellerin und Journalistin, verließ 1938 aus „rassischen Gründen“ ihre österreichische Heimat. Gefährdet war sie zudem, weil die Nazis sie ihren 1933 „verbrannten Autoren“ zuordneten.

Als alte Dame hat Frau Kaus nun ihre Erinnerungen geschrieben. Rückblicke zunächst in ihre Glanzzeit in Wien und Berlin vor und nach dem ersten Weltkrieg. Doch auch in Paris, der ersten Station ihres Emigranten-Daseins, ging es ihr besser als den meisten Schicksalsgenossen. Georg Marton, ein alter Freund ihrer Wiener Tage, machte sie mit Eric Pommer bekannt, der ihr den Weg zum amerikanischen Film eröffnete. Bei ihrer Ankunft in Hollywood fand sie offene Türen vor.

Im Mittelpunkt der Erinnerungen der Autorin stehen menschliche Begegnungen. Sie kannte viele berühmte Zeitgenossen, u. a. Franz Blei und Karl Kraus, Hermann Broch, Carl Sternheim, Franz Werfel und Alfred Adler, Alma Mahler, die sie nicht leiden konnte, und Kafkas Milena. Vicki Baum war eine ihrer liebsten Freundinnen.

In der Emigration dann begegnete sie Bert Brecht und Hanns Eisler, Erika Mann, Fritzi Massari, Arnold Schönberg, Liesl und Bruno Frank, Ciaire und Ivan Göll um nur einige zu nennen. Lose Bekanntschaften zumeist, neben einigen echten Freundschaften. Auch amouröse Affären gibt es genug; doch die alte Dame sonnt sich an dem Eindruck, den sie auf Männer machte, mit einem manchmal nicht berade bescheidenen Selbstbewußtsein, das übertrieben wirkt.

Ein seltsames Nebeneinander von wenigen intellektuell und geistig bedeutsamen Erfahrungen und viel Tratsch.

UND WAS FÜR EIN LEBEN... mit Liebe und Literatur, Theater und Film. Erinnerungen von Gina Kaus. Albrecht Knaus Verlag, Hamburg 1979. 288 Seiten. öS 235,40.

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