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Eintopf

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Der Dampf ist raus. Die „Totalreform” des Jugendmagazins „Ohne Maulkorb” trägt — wie befürchtet (FURCHE 7/1985) - die Handschrift des Generalintendanten. Sein jahrelanger Kleinkrieg gegen das einstmals kritische Aushängeschild der TV-Jugendredaktion hat am Ende doch Erfolg gehabt.

Übriggeblieben sind ein paar verbal-radikale Gemeinplätze aus besseren Tagen. Und die wirken im „neuen Maulkorb” eher peinlich. Beispiel: Der Beitrag über Jugend und Sexualität im zweiten Maulkorb” nach der ,JReform” (10.3., FS 2).

Da wurde ein rundum oberflächlich, ja lieblos gestalteter Film zum Thema Liebe und Sexualität mit der lapidaren Feststellung einbegleitet, wir lebten nun einmal in einer „lustfeindlichen Gesellschaft”. No na.

Daran reihten sich Interviews mit Jugendlichen und ,J£xperten” — ausgewogen, von links bis rechts, versteht sich — und das war's dann auch schon. Es lebe der ORF-Jugendkultur-Eintop f! Denn was den .Maulkorb” noch von den anderen Jugendsendungen unterscheidet, ist jedenfalls mit freiem Aug' nicht mehr wahrzunehmen.

Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: oft bot der .Maulkorb” wirklich einen Anlaß zum Ärgernis. Aber wo, wenn nicht in einer Monopolanstalt, dürfen und sollen auch Minderheitsmeinungen vorkommen?

Die Harmonisierung aller gesellschaftlichen Konflikte hat der ORF, scheint's, zur obersten Programmphilosophie erhoben. Ob das aber eben dieser Gesellschaft auch nützt, sei dahingestellt.

Zu hoffen bleibt nur, daß die Mächtigen am Wiener Ring und am Ballhausplatz und auf dem Küniglberg bald aus dem Dämmerschlaf erwachen. Sonst gibt's eines Tages ein böses Erwachen.

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