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Elitenbildung — konkret

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„Osterreich kann auf Eliten nicht verzichten!“ konstatierte nun auch der Schulsprecher der ÖVP, Abg. Gerhard Schäffer, nachdem sich Unterrichtsminister Herbert Moritz kürzlich zur speziellen Förderung von Leistungseliten bekannt hatte.

Schäffer — der diese Notwendigkeit schon vor einem Jahr betont hatte — legte nun konkret ein Modell zur Förderung von Spitzenbegabungen vor, die nicht nur bei sportlich oder musikalisch qrientierten Kindern nötig wäre — für diese gibt es bereits besondere Schwerpunktschulen —, sondern ebenso bei den „komplex“, also allgemein höherbegabten Schülern.

Zwei Prozent aller Schüler — also etwa 26.000 unter den insgesamt 1,3 Millionen zur Zeit lernenden Jugendlichen — würden nach Schäffers Einstufung als hochbegabt gelten: überdurchschnittliche Energie, Motivation, Konzentrationsfähigkeit, Kreativität, Lerneifer, Selbständigkeit, Neugierde — das wären die Eigenschaften, nach denen sie auszuwählen wären.

Die Förderung sollte alle Schulbereiche erfassen, nicht auf „Kaderschulen“ beschränkt werden, meinte Schäffer. Sie sollte in der

Volksschule einsetzen und dort vor allem die musischen Bereiche erfassen, in denen die besonderen Begabungen am frühesten erkennbar sind.

In den weiterführenden Schulen sollte es in zwei zusätzlichen Wochenstunden Sonderangebote in Fremdsprachen, Mathematik und Naturwissenschaften geben, Inhalte, die im normalen Lehrplan nicht enthalten sind.

Sommercamps in der Zeit zwischen Notenkonferenz und Schulschluß könnten das Gelernte vertiefen. In den oberen Klassen — die Maturaklasse bliebe ausgespart — ist ein enger Kontakt zur nächst-gelegenen Universität geplant. Monatliche Exkursionen am Samstag könnten in die zukünftigen Studienfächer einführen. Auslandsaufenthalte kämen den Sprachkenntnissen zugute.

An den Berufsschulen wäre vor allem das handwerkliche Können zu intensivieren.

Die Sonderangebote könnten — und müßten wohl — die Kandidaten verschiedener Schulstufen und Schultypen zusammenfassen, um auf Gruppenstärken zwischen vier und 15 zu kommen. Zehn Schüler pro Gruppe wäre für Schäffer die Idealzahl.

Die Auswahl sollte - auf streng freiwilliger Grundlage - durch die Lehrer gemeinsam mit den Eltern erfolgen, nach einem intensiven Informations- und Motivationsgespräch.

Schäffer wäre bereit — die Zustimmung des Ministeriums vorausgesetzt -, schon im Frühjahr 1986 in Salzburg mit dem ersten Schulversuch zu starten.

Was kostet das Modell? Schäffer ist überzeugt: wenig! Die zusätzlichen Unterrichtsangebote — zwei Wochenstunden - werden kaum zusätzliche Lehrkräfte erfordern. Hierfür müßten die für Schulversuche vorhandenen Mittel ausreichen.

Zusätzliche Gelder brauchen jedoch die Sommercamps und Auslandsstipendien. Hierfür will Schäffer auch private Förderer ansprechen.

Richtete sich die Bemerkung von den „Kaderschulen“ gegen jene wenigen - öffentlichen und privaten — Gymnasien, die als letzte in den vergangenen Jahren ausschließlich egalitärer Schulpolitik noch bemüht waren, auch höher begabte Kinder zu ihrem Recht kommen zu lassen? Schäffer verneint: auch diese Schulen haben ihre Funktion. Man soll das eine tun und das andere nicht lassen.

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