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Engagement für Gewaltlosigkeit

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„Verlassen wir das weißflimmernde Feld der Lüge", ist eine der tiefgreifenden Forderungen, die Peter Paul Wiplinger auch an sich selbst und seine Dichtung stellt. Und schon deshalb verdient sie, allgemein beachtet und gewürdigt zu werden.

Als gründlicher Kenner und Interpret der Künste weiß er natürlich, daß auf diesem „weißflimmernden Feld", auf dieser Abweichung von der „Wirklichkeit des Menschen", um die es ihm in seinen Gedichten geht, nicht nur die Lüge, sondern auch die Phantasie, die Metapher, die Utopien, Geschöpfe der produktiven Sehnsucht nach anderen Zuständen wachsen, freilich oft nicht unbedenkliche dro-genhältige Gewächse, welche die Kunst von Plate bis Adorno (kein Gedicht nach Auschwitz!) in Mißkredit bringen können. Deshalb ringt Wiplinger darum, eine suggestive Poesie frei von Schönung und selbstgefälliger Sprachschminke zu schaffen.

Mit bewundernswerter Folgerichtigkeit hat er einen lapidar-lakonischen Stil entwickelt. Satzspiegel und dessen Gliederung, durch welche jedes Buch Wiplingers geprägt sind, entspricht dem appellativen Sprachcharakter: „Sich die Hände geben/ohne lächeln/ohne Verrat/ ohne zu fragen wozu." Wenn es im polemischen Genre auch kaum möglich ist, der plakativen Subsumierung zu entrinnen, so finden sich auch hier Gedichte, die uns betroffen machen und aufrütteln.

Da Wiplinger keinem der aktuellen Konflikte ausweicht, berührt der Zyklus reiner Gedichte in diesem Band um so stärker. Hier stellt sich auch der Reim ein, nicht als Strukturelsment eines vorgefaßten Schemas, sondern als überraschender Perlenfund in einer Muschel.

LEBENSZEICHEN. Von Peter Paul Wiplinger. Alekto Verlag, Klagenfurt 1992. 125 Seiten, öS 130,-.

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