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Erneuerung

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Jetzt hat das amerikanische Justizministerium enthüllt, was ohnedies schon bekannt war: Daß die Amerikaner nach dem Zweiten Weltkrieg prominente Nazis für Geheimdienstaufgaben heranzogen. Der in Belgien zum Tode verurteilte Flame Robert van Verbelen war ein solcher.

Es hat auch kleinere Kaliber gegeben. In ihren Erinnerungsbüchern schildern die VdU-Gründer Herbert Kraus und Viktor Reimann, wie der amerikanische Geheimdienst CIC sofort Kontakte mit ihnen herstellte. In der Nähe von Gmunden hatte der US-Geheimdienst in der Villa .Maria Luise“ ein Büro eingerichtet, in dem einige ehemals führende Nationalsozialisten „antikommunistische und sonstige Geheimdienstaufgaben“ für die Amerikaner erledigten.

Da sich Herbert Kraus in aller Öffentlichkeit sehr für eine Nazi-Amnestie eingesetzt hatte, tauchte bei ihm eines Tages ein Mr. Jack Hiebler vom CIC auf, der „so quasi als Sprecher aller belasteten Nazis“ dem Dr. Kraus die Wünsche der Amerikaner an die neue Partei vorbringen wollte, die bekanntlich die Vorläuferin derFPO war.

Das geschah im März 1949. Viktor Reimann zitiert in seinem Buch ,£>ie Dritte' Kraft in Österreich“ einen langen Brief von Herbert Kraus, in dem auch der einstige Gauinspektor von „Oberdonau“, Stefan Schachermayer, als CIC-Mitar-beiter erwähnt wird.

Herbert Kraus wiederum spricht in seinen politischen Erinnerungen („Untragbare Objektivität“) von einem jener „gesinnungstreuen Nationalsozialisten“, die ihm „der amerikanische CIC aufgedrängt hatte“. Es handelte sich um den einstigen Pressechef bei Gauleiter Bürckel, Erich Kernmayer, der besonders gute Beziehungen zur SPO hatte. Kernmayer brachte Reimann und Kraus auch mit Vizekanzler Adolf Schärf zusammen, der ihnen, laut Kraus, „die Bildung einer antiklerikalen Parlamentsmehrheit“ vorschlug.

Als sich in der Villa in Gmunden VdU-Vertreter mit ehemaligen Nationalsozialisten trafen und sich der damalige Chef des oberösterreichischen VdU, Gustav Adolf Jakob Neumann, kritisch gegenüber solchen Kontakten äußerte, wurde er von Kernmayer ins Nachbarhaus geführt. Dort saß der damalige sozialistische Innenminister Helmer, und der beruhigte Neumann: ,JSchaun SJ Herr Neumann, Sie sind noch zu jung für solche Überlegungen. Aber wann ich diese Nazi net betreu, betreut sie der Maleta in Oberweis!“

Das Erinnerungsbuch Adolf Schärfs, in dem er sich-an das alles natürlich nicht so detailliert erinnert, heißt übrigens „Österreichs Erneuerung 1945—1955“.

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