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Ein Nicht-Monolog

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Nichts gegen den abendfüllenden Monolog. Nichts gegen die -L 1 eine Frau, die, oder den einen Mann, der einen Abend lang allein auf der Bühne steht. Kein Wort also gegen einen Text wie weiland das Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn Goethe. Zwischen einem Monolog wie jenem und dem von Hermann Beil für die Berliner Schaubühne aus Zitaten zusarrnnen-gestellten Abend „Kleist - Geschichte einer Seele, Aus den Briefen", der nun als Gastspiel im Akademietheater zu sehen ist, klaffen Welten. Das eine ist Theater, das andere nicht. Ist im besseren Fall Verlegenheitslösung, im weniger guten einfach Nutzung des Zuganges zum Theater für ein Unternehmen, das überall stattfinden könnte und im Schulfunk wohl die passendere Zielgruppe fände.

Mit dieser einzigen, allerdings gewichtigen Einschränkung, die den Sinn des ganzen Unternehmens betrifft, ist der Kleist-Abend vorwiegend geglückt. Ulrich Matthes von der Berliner Schaubühne ist der richtige Mann dafür. Jedenfalls ein möglicher richtiger Mann. Er spricht zwar etwas zu leise, um einen Abend lang das Interesse wach zu halten, aber nuanciert. Er hält sich, auch mimisch, wohltuend zurück, vermeidet jede Peinlichkeit. Langsam wird das Publikum fast könnte man sagen: Zeuge der Ein-dunkelung eines Gemüts, eines AYeg-es in den Abgrund. Die Auswahl der Zitate läßt den intimen Kenner des Kleist'schen Werkes und der Kleist'schen Vita erkennen. AYäre genau dies die richtige Qualifikation zum Schreiben eines Stücks, dann hätte Hermann Beil es wohl geschrieben. Leider ist es nicht so. Auf der Bühne ist aber nun einmal alles, was kein Stück ist, eine Ersatzhand-lung. Zu Zitatensammlungen sollte man nur in extremen Ausnahmefällen greifen. Im konkreten Fall wird sie weder vom Thema noch vom Ergebnis überzeugend gerechtfertigt.

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