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Fremdwörter-Mißbrauch

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So manche, die eine humanistische Bildung vortäuschen wollen, entlarven damit ihre Unbildung.

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So manche, die eine humanistische Bildung vortäuschen wollen, entlarven damit ihre Unbildung.

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Es ist bekannt, daß unsere Gegenwartssprache in Grammatik und Rechtschreibung immer toleranter wird. Abzulehnen ist jedoch solche Nachsicht bei Fremdwörtern. Beginnen wir bei solchen, die vom Lateinischen abgeleitet sind.

Da ist zum Beispiel die immer häufiger unrichtig gebrauchte Form „terminisieren', die in Österreich in Presse und Funk unausrottbar zu sein scheint. Selbst im Österreichischen Wörterbuch wird in der Ausgabe von 1990 dieser Gebrauch neben dem korrekten „terminieren” gestattet. Doch die vom lateinischen Wort terminus (Grenze, Schranke, besonders zeitliche Begrenzung oder Festlegung) abgeleitete Verbalform kann nur terminieren lauten, so wie man von den Substantiven dominus oder animus die Verben dominieren beziehungsweise animieren bildet (und nicht dominisieren beziehungsweise animisieren). Es wird ja auch das Kompositum determinieren (abgrenzen, bestimmen) bis jetzt wenigstens noch in der richtigen Form gebraucht.

Ärger noch ist es, wenn man das Lateinische selbst durch arge Fehler entstellt. Beginnen wir mit einem blamablen Inserat der „Austrian Airlines” im „Spiegel” vom 13. November 1989. Unter dem Titel „Friendly von A bis Z” wird für Flüge geworben, die nur einen Tag für den Hin- und Bückflug benötigen, so daß die Passagiere wieder daheim schlafen können. Und dort steht wörtlich: „Heimschläfer (Lat. dome-sticus dormirens”), ein arger Schnitzer, denn jeder Lateiner muß wissen, daß es nur domesti-cus dormiens im Partizipium pra-esentis heißen kann. Jedenfalls kein gutes Zeugnis für die humanistische Bildung der österreichischen Fluglinie.

Vor einiger Zeit haben Hinterbliebene dem Partezettel für einen Verstorbenen ein lateinisches Zitat vorangestellt, das in den Oberösterreichischen Nachrichten zu lesen war: „Integer vi-tae scaebrisque porus”. An diesem Horaz-Zitat (nach Büchmanns Wiedergabe „Wer im Leben rein und frei von Schuld” im Zitatenbuch „Geflügelte Worte”) sind nur die ersten zwei Wörter richtig. Der korrekte Wortlaut: Integer vitae sceleris-que purus”. Die zwei Schlußformen des unrichtigen Zitats gibt es im Lateinischen überhaupt nicht. Es ist kaum anzunehmen, daß die Druckerei diese Wörter ersinnen konnte.

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