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Nicht schwänzen!

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Ein Evviva der italienischen Frau! Allgemein — und besonders, soweit sie Abgeordnete zum Parlament ist. Eben ist eine hübsche Statistik über die Fleißbolde und die Faulpelze von Montecitorio, wo die italienische Kammer ihren Sitz hat, erschienen, die Democrazia Cristiana hat si veröffentlicht, und sie kann sich das leisten. Nun wissen wir, wer am meisten geschwänzt hat! Und zur Ehre der Damen onore-voli sei gleich gesagt: sie waren bei weitem die Pflichttreuesten. In den 186 Plenarsitzungen der bisherigen Legislaturperiode, in denen insgesamt 21 Prozent der Volksvertreter durch Abwesenheit glänzten, gaben die Frauen ein hervorragendes Beispiel: die Fleißigste hat nur sechsmal gefehlt, die am wenigsten Fleißige zwölfmal. Vielleicht ließ ihr höher entwickelter Sinn frir Sparsamkeit sie auch an die Anwesenheitsgelder — die etwa 400 Schilling pro Tag und Kopf betragen — denken. Bei 186 Plenarsitzungen im Jahr beläuft sich die „Fleißprämie“ auf rund 75.000 Schilling. Die Herren der legislativen Schöpfung sind weniger zu lohen. Auch die größte Partei, eben die Democrazia Cristiana, muß gestehen, daß im Durchschnitt jeder ihrer Abgeordneten 28mal nicht zur Stelle war. Und die Neofaschisten haben sogar 58 Prozent aller Sitzungen versäumt. Eine“ vertiefende Analyse dieser Statistik ergibt interessante Wertverschiebungen. Eine kleine, aber fleißige Fraktion hat mehr Bedeutung als eine große, aber faule. Da nun aktenkundig ist, daß die Democrazia Cristiana am fleißigsten war, kann man errechnen, daß sie in praxi in der Kammer nicht 44 Prozent der Sitze innehatte, sondern 48 Prozent: das ist dasselbe, wie wenn die Partei 288 Abgeordnete ins Parlament gebracht hätte und nicht nur 261.

Also: Parlamentarier aller Länder, nicht schwänzen!

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