Ominöse Elternschaft

Das Geschlecht der Hybriden entsteht gerade im Film. Titanenkind und Kindschaf sind bereits geboren. Sie schreien nach Liebe und Aufmerksamkeit. Die Mutter des Titanen stocherte zuvor noch mit der Haarnadel in ihrer Vagina herum, bis Motoröl floss. Das Kind ließ sich nicht abtreiben, vollzog seine Verschmelzung von Maschine und Mensch. Das harte Leben der serienkillenden Mutter gipfelte in der dramatischen Geburt. Sie starb trotz der bedingungslosen Unterstützung eines Mannes. Er nahm das Maschinenkind an, versprach dem verschmierten Neugeborenen, für dieses immer da zu sein.

Die Sehnsucht nach der Versöhnung des Menschen mit Technik und Natur gebiert die Mysterien, die auf dem Boden seiner Hybris wachsen.

Der Verlust des Ungeborenen einer jungen Bäuerin bot eine weitere Basis für ein Werk der Phantasie. Ein Schaf bringt sein Lamm auf die Welt. Mit menschlichem Körper. Wie dieses Erbgut in die Eizelle des Schafes geraten war, wird im Film nicht geklärt. Der Bauer stand den ganzen Film lang unter Verdacht.

Man erinnere sich an Minotaurus. Pasiphae errichtete eine Holzkonstruktion, kroch hinein und ließ sich vom Stier begatten. Darauf bekam sie den Knaben mit Stierkopf. Das isländische Kind mit dem Schafskopf landete wohlbehütet im Haus seiner Adoptiveltern. Sie zogen ihm einen hellblauen Pulli an. Schafwolle? Der Einklang zwischen Mensch und Tier wurde auf Kosten des Haustierkindes eines Aussteigerpaares in der Landschaft Islands erfüllt. Inwieweit hängen Gender und Sexus der Hybriden von den Konventionen ihrer Schöpfer ab?

Eine werdende Großmutter wies meine Neugier, ob ihr Enkelkind ein Bub oder ein Mädchen werde, rügend ab: Man frage das heute nicht mehr! Man liebt, was es ist. Gut so! Mehr Wissen brauche ich nicht. Wurst, wieso das Kindschaf im hellblauen Strickpulli ein Mädchen, der Titanensäugling verschmiert mit Motoröl ein Bub sind.