Kritische Blätterstimmen, die wir an dieser Stelle zur Beurteilung unserer Stellung im Auslande fallweise auch veröffentlichen, steilen nicht die Meinung der Redaktion dar, sondern dienen lediglich zur Information unserer Leser.
.Die "österreichische Furche“
„Süddeutsche Zeitung“, München, 27. September 1952
Nach Ansicht des Blattes lassen die Erklärungen Edens anläßlich des Wiener Besuches erkennen, daß nicht nur volle Übereinstimmung in den diskutierten Fragen erreicht worden sei, sondern „daß auch die Gesprächsatmosphäre von ganz besonderer Herzlichkeit gewesen ist. Kein ‘Staatsmann, der seit 1945 in Wien zu Gast war, hat es so wie Eden verstanden, sich Sympathien zu erwerben. Besonders die Stelle in seinem Trinkspruch bei dem Staatsbankett im Bundeskanzleramt: fleh fühle mich in Wien wie zu Hause’ hat hier allgemein einen starken Eindruck gemacht und wurde durchaus nicht als eine bloße Höflichkeitsfloskel empfunden.“ — Bei seinem Kärntner Besuch habe sich Eden bei Gesprächen mit Mitgliedern der Kärntner Landesregierung und Persönlichkeiten des wirtschaftlichen Lebens darüber informieren wollen, wie sich die Zusammenarbeit Kärntens mit dem jugoslawischen Slowenien und dem italienischen Friaul abspiele. Diese Zusammenarbeit sei nicht nur politisch, sondern vor allem für die militärische Koordinierung der Atlantikpaktverteidigung wichtig. — „Zum Thema Triest wird man dem britischen Außenminister in Klagen- furt manches zu sagen haben. Man hat nach den Wiener Gesprächen Edens den Eindruck gewonnen, daß die wirtschaftlichen Wünsche Österreichs (Tarif- und Zollermäßigungen, Vorrechte bei Benutzung der Hafen- und Tankanlagen in Triest) bei Eden vollstes Verständnis gefunden haben. Man glaubt deshalb an- nehmen zu können, daß die britische Regierung diese Wünsche auch unterstützen wird, wenn die endgültige Lösung des Problems Triest spruchreif wird.“
