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Feindesliebe

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Das fünfte Gebot: ,JDu sollst nicht morden!“ richtet sich gegen die Gewalttätigkeit; besonders gegen eine Gewalttätigkeit gegenüber Schutz- und Wehrlosen, die zum Tod des Opfers führt.

Gegen die Gewalttätigkeit richtet sich auch Jesus, der in der Bergpredigt dieses Gebot neu interpretiert: ,Jhr habt gehört, daß zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu ihm sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein“ Matthäus 5,21-22.

Jesus wendet sich nicht nur gegen die Gewalttätigkeit in Taten, sondern auch gegen die Gewalttätigkeit in der Gesinnung und in Worten. Der Mensch soll sich mühen, haßerfüllte und zornige Gefühle gegen die Mitmenschen entweder nicht aufkommen zu lassen oder sie unter Kontrolle zu bringen. Und der Mensch soll auch auf seine Worte achten. Denn man kann einen Mitmenschen nicht nur durch Taten zugrunde richten, sondern ihn auch durch Worte so sehr verletzen und verwunden, daß er daran seelisch und körperlich zugrunde geht.

Während das fünfte Gebot in seiner ursprünglichen Intention primär den Schutz des Wehrlosen und die Uberwindung der Selbstjustiz im Auge hat, geht Jesus noch weiter. Er verlangt auch den Verzicht auf Gewalttätigkeit gegenüber jenen, die selbst gewalttätig waren: ,JLeistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die andere hin“ Mt 5,38f.

Dieses Wort Jesu verlangt nicht, daß wir den Gewalttätigen in seinem zerstörenden Wirken nicht behindern, sondern es fordert, das Böse nicht mit Bösem zu vergelten, um auf diese Weise den Teufelskreis des Bösen zu durchbrechen.

In der gleichen Linie liegen auch die Forderung Jesu, sich mit dem Gegner zu versöhnen, und das Gebot der Feindesliebe: ,Jch aber sage euch: Liebet eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er läßt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er läßt regnen über Gerechte und Ungerechte“ Mt 5,43f.

Jesus betreibt im Bezug auf das fünfte Gebot keine Kasuistik, er macht vielmehr deutlich: Der Mensch soll sich in seinem Verhältnis zum Mitmenschen von Grund auf ändern.

19. Teil einer Serie über die Lebensrelevanz der Zehn Gebote.

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