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FILM

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Der Name Francesco Rosi bürgt seit langem für brisante politische und soziale Thematik sowie für fesselnde filmische Aufbereitung. Der heute 54jährige Neapolitaner hat es seit 20 Jahren verstanden, sich mit Filmen wie „Die Herausforderung“, „Wer erschoß Sal-vatore G?“, „Hände über der Stadt“, „Der Augenblick der Wahrheit“, „Der Fall Mattei“ und „Lucky Luciano“ im Blickfeld der internationalen Filmszene zu halten. Sein jüngstes Werk „Cadaveri eccellen-ti“ war ein vielbeachteter Beitrag beim heurigen Filmfestival von Cannes und läuft nun unter dem Titel „Die Macht und ihr Preis“ bei uns an.

Rosi hat immer wieder Mißstände politischer, sozialer und wirtschaftlicher Natur in seiner italienischen Heimat angeprangert und dabei Mut und Engagement bewiesen. Eine seiner vehementesten Attacken reitet er im vorliegenden Film. Es geht um mysteriöse Morde an drei hohen Justizbeamten, die kurz hintereinander an verschiedenen Stellen des Landes begangen werden. Der mit der Untersuchung beauftragte Kommissar entdeckt, daß alle drei Getöteten an einem Prozeß beteiligt waren, dessen offenbar unschuldiges Opfer plötzlich verschwunden ist. Weitere Morde sollen den Kriminalisten irreführen, der sich aber nicht von der Idee abbringen läßt, daß diese Verbrechen Teile eines politischen Komplotts sind. Er wird auf einen Posten versetzt, der ihm kaum mehr Einblicke in die Zusammenhänge gestattet, merkt aber trotzdem, daß sich Generäle und Politiker zu weiteren Morden verschwören, um einen Rechtsputsch herbeizuführen. Als er sich mit einem führenden kommunistischen Politiker ins Einvernehmen setzt, wird er zusammen mit diesem erschossen und in der offiziellen Version dieser Tat posthum noch diffamiert.

Wüßte man nicht seit langem, daß Rosi politisch eindeutig links steht, könnte manes aus diesem Film unschwer ablesen. Man kann verstehen, daß Rosi die permanente Krise seines Landes, in dem sich die an der Macht befindlichen Parteien in dreißig Jahren abgenutzt haben, als ungesund und gefährlich empfindet. Aber die Zeichnung der Linken als letztes Refugium von Humanität und der Rechten als Brutstätte etablierter Willkür und kriminellen Machtmißbrauchs scheint doch eine arge polemische Uberzeichnung. Rosi ist natürlick klug genug, sich nicht auf handfeste Anspielungen einzulassen und lokalisiert seine Handlung in keiner Weise. Er abstrahiert sogar das von ihm entworfene Bild bis zur vagen Darstellung einer anonymen Bedrohung des Staatsbürgers durch geheimnisvolle gefährliche Kräfte. Aber wenn dann der Satz fällt, man solle „gemeinsam mit den Kommunisten schlecht weiterregieren“, weiß man wieder, wo man ist.

Ein Zuviel an Demagogie hat auch der Dramaturgie des Films geschadet, so daß sich einige Längen einstellen. Durchwegs hervorragend sind Kameraarbeit und Darstellung, die von einem prominenten Männerensemble mit Lino Ventura, Alain Cuny, Max von Sy-dow, Fernando Rey und Charles Vanel getragen wird.

Wenn man ideologisch auch mit Rosi nicht immer einer Meinung sein kann, so muß man ihm doch bescheinigen, daß er den Beschauer auch mit diesem Film zum Mitdenken, zum Mitfühlen und zum kritischen Abwägen veranlaßt.

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