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Föderalismus als Chance

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„Keine Angst vor Europa - Föderalismus als Chance" des Verlages Neue Zürcher Zeitung, herausgegeben von Andreas Doepfner, ist als Lizenzausgabe für Österreich im Grazer Styria-Verlag erschienen. 15 Autoren, davon 13 Korrespondenten und Redakteure der „Neuen Züricher

Zeitung" (NZZ), der deutsche Expolitiker Lothar Späth und Vorarlbergs Landeshauptmann Martin Purtscher versuchen, Ist-Zustände und Veränderungen föderalistischer Staatsformen im neuen Europa zu beleuchten.

Die sechs Beiträge des ersten Teiles behandeln grundsätzlich die Frage nach dem Föderalismus im Zusammenhang mit der EG-Integration; sie sind aber eher programmatisch und bekenntnishaft gehalten. Eine Ausnahme ist der Beitrag von Roger Friedrich, dem Leiter des Inlandressorts der „NZZ". In seinem Beitrag schildert er knapp, aber informativ die Probleme eines föderalistischen Kleingebildes - der Autor spricht von „Mikro-föderalismus" - am Beispiel des Tessins.

Der zweite Teil enthält neun kurze „Fallbeispiele" über „geglückte oder mißlungene Bundesstaatlichkeit von Nordamerika über die Schweiz bis Italien und Jugoslawien", wie der Herausgeber im Vorwort schreibt.

Die meisten Beiträge sind in der Sachdarstel-

lung inhaltsreich und auch geschickt zusammengestellt. Der Beitrag über Deutschland ist allerdings überholt: Gerade die Auseinandersetzungen um die Europäische Union haben bei unserem Nachbarn zu einer neuen Auseinandersetzung über das Bund-Länder-Verhältnis geführt, die im Beitrag von Eric Gujer nicht einmal andeutungsweise behandelt werden. Das

hängtoffen-bar mit der Verzögerung des Erscheinens zusammen, denn manche Beiträge sind vor mehr als einem Jahr erschienen* Es ist schade, daß sie nicht kurz vor dem Erscheinen der Lizenzausgabe noch auf den letzten Stand gebracht wurden.

Die „Botschaft" des Buches lautet, „durch Anerkennung und Aufwertung der Landschaften und Regionen die Vielfalt Europas zu beleben, sie nicht als Mühsal, sondern als Reichtum anzunehmen" (Landeshauptmann Purtscher).

Es wäre interessant gewesen zu erfahren, inwieweit der Föderalismus wirklich eine Chance zur Bewältigung der Probleme Europas bieten kann. Angefangen von der blutigen Erneuerung des Nationalismus bis hin zur Angst der Europäer vor einer Einheitswährung. Davon ist in dem Buch aber zu wenig die Rede.

KEINE ANGST VOR EUROPA - FÖDERALISMUS ALS CHANCE. Von Andreas Doepfner (Hrsg.), Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 1992. Lizenzausgabe Verlag Styria, Graz, 224 Seiten, öS 298,-.

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