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Frau Luna

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Man erhoffte sich von der Neufassung von Paul Linckes „Frau Luna” im Raimundtheater „Berliner Schnauze mit Herz”, aber was einem nach der Aufführung in der Wallgasse blieb, war ganz einfach ein schlechter Geschmack im Mund. Hans Fretzer hat eine neue Fassung der Operette hergestellt, und man fragt sich, warum überhaupt? Platter kann doch das Original auch nicht gewesen sein!… Wahrscheinlich kann man im Zeitalter der Mondraketen eine Geschichte um die Ballonfahrt zum Monde nicht retten. Hier könnte nur Poesie helfen, doch wer die aufbringt, wird sicherlich Besseres damit beginnen, als eine blecherne Operette (um die Distanz zur „Silbernen Ära” anzudeuten) aufzupolieren. Fretzer wollte Erotik, aber es gelang ihm nur Schund; einige seiner Regie-„Ideen” waren schlicht gesagt unappetitlich.

Dabei hat man mit der Ausstattung (Bühnenbild: Windberger), Kostüme: Gerdago) nicht gespart, und auch eine Menge hübscher Leute auf die Bühne gebracht. Daß der Schönsten einer, der „Pluto” von Hans Karl Pilz, tremoliert, also um einige tausend Touren zu langsam vibriert, stört den gar nicht so schlechten Eindruck vom musikalischen Teil der Angelegenheit, für die am Pult Herbert Mogg verantwortlich zeichnete. Veriza Karpan in der Titelrolle näherte sich im Timbre der Vorstellung von einem Vamp und sah auch so aus, Inge Karsten war nach Vorschrift keß, Mara Marlow eine barbusige Venus und vermochte in dieser „Disziplin” mit einigen gut gewachsenen Ballettmädchen zu konkurrieren, Martha Zöchling war anmutig, Publikumsliebling Kurt biederer zeigte akrobatische Fähigkeiten, die Herren Chabell, Nowak, Hoffmann und viele andere schlugen sich wacker mit ihren Klischeerollen herum, „det janze” wirkte wie eine Travestie auf Grillparzers „Traum — ein Leben”, nur von Linoke und Fretzer eben.

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