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Freiheitsraum Kaffeehaus

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Das nostalgische Bedauern im Hinblick auf das Wiener Cafe ist traditionsbedingt und reicht in längst vergangene Jahrhunderte zurück. Ebenso wie das Burgtheater bald nach seiner Eröffnung, ebenso wie die Wiener Oper bald nach ihrer Eröffnung, ebenso wie die ganze Stadt bald nach ihrer Gründung, ebenso wie die Wiener Mädchen und Frauen bald nach der Gründung Wiens, ebenso wie sein entfernter

Verwandter, der Heurige, ist das Wiener Cafe seit eh und je „nicht mehr das, was es einmal war“. Wien kennt vier Vergangenheitsformen: Die Mitvergangenheit, die Vergangenheit, die Vorvergangenheit und die Blütezeit.

In der permanenten Klage über Verlorenes sind, das Cafe betreffend, zwei authentisch historische, nicht nur gefühlsbetonte Phasen zu registrieren: In der hektischen ersten Nachkriegszeit um 1920 wurden viele Kaffeehäuser in Bankfilialen verwandelt. Aber in der wirtschaftlichen Niedergangszeit um 1930 wurden dann viele Bankfilialen zu Kaffeehäusern. (Daß wir uns derzeit wieder in einem wirtschaftlichen Wellental befinden, müßte demnach für das Cafe zu Hoffnungen berechtigen.)

Eine Anekdote fragt, was denn das Entscheidende des Kaffeehauses sei, und antwortet: Man ist nicht zu Haus und doch nicht in der frischen Luft.

Ein Apercu? Ein lächerliches Paradoxon? Nein, eine weise volkskundliche Erkenntnis. Was muß man im Cafe? Nur sein. Man kann fast alles, aber man muß fast nichts. Das Cafe ist ein Freiheitsraum.

(Stark gekürzt aus „Das Kaffeehaus“, Molden Edition)

ständig verliert, immer tiefer und tiefer von der Leiter der Anständigkeit rutscht, schließlich Defraudant oder Briefspulierer wird und sein bürgerliches Leben deshalb an den Abschiedshaken hängen muß.

Drittens aber kann es sich als eine unversiegbare Geldquelle erweisen, als ein fortunates Füllhorn, und das, wenn man es versteht, sein, Glück mit Geschick und Sauberkeit zu frisieren.

Albin und Sigismund waren wohl keine Balbiere, allein sie beherrschten die Kunst, ihr Spiel-

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