6889742-1979_41_15.jpg
Digital In Arbeit

Geht Sappho nur baden?

Werbung
Werbung
Werbung

(Akademietheater, Wien) Grillparzers „Sappho” ist ein Stück mit ergreifenden Stellen und analytischen Einsichten, mit denen Grillparzer seiner Zeit voraus war, aber dazwischen raschelt unüberhörbar das Papier. Eine einfachere, konsequenter auf das Menschliche reduzierte „Sappho” habe ich kaum je gesehen, und ich meine, daß sie von der Kritik zum Teil ungerecht zerzaust wurde.

Annemarie Düringer ist eine sehr eindringliche Sappho, deren Liebe zum jüngeren Phaon nicht am Altersunterschied, sondern an ihrer Überlegenheit scheitert, und Karlheinz Hackl als Phaon ist dort am überzeugendsten, wo das diffuse Unbehagen in dieser Beziehung die Faszination durch die Sklavin Melitta (Josefin Platt) motiviert und vorbereitet. Die Platt wiederum hat jene Natürlichkeit und dabei schauspielerische Qualität, die es so erfreulich macht, sie zu sehen - Phaons Verhalten ist gut zu verstehen. .„Sappho” als zeitlose Dreiecksgeschichte.

Joachim Bißmeier als Regisseur scheint interessiert beobachtet zu haben, was da entstand. Die anderen Rollen hängen zum Teil in der Luft. Eine Menge Volk wurde gestrichen, gut so, aber der Felsen, von dem sich Sappho am Ende stürzt, -auch. Das Bühnenbild von Herbert Kapplmüller ist sehr schön, ein Stück Badestrand vor Sapphos Villa, nur: Ob ein paar Stemlein aus lauter Symbolträchtigkeit ins Meer gerutscht sind oder halt nur so, bleibt offen, und vom ein wenig lächerlichen Strandkorb im Vordergrund kann sich Sappho nicht gut in die Tiefe stürzen.

Also schreitet sie einfach Richtung Meer. Wer die „Sappho” nicht kennt, bleibt über den Ausgang im unklaren. Vielleicht geht Sappho nur baden?

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung