Über die Schulbuchaktion ist schon so viel diskutiert und geschrieben worden, daß es eigentlich müßig ist, noch ein weiteres Wort darüber zu verlieren. Ich will es dennoch tun, weil ich glaube, daß ein Punkt immer wieder vergessen wird, nämlich daß an der Verschwendung des Geldes auch die Schulen beziehungsweise die Lehrer eine Mitschuld trifft. Doch jetzt muß ich erklären, wie die Anschaffung der Schulbücher überhaupt vor sich geht.
Für jeden Schüler der Unter- und Oberstufe wird ein bestimmter Betrag für Schulbücher vom Staat zur Verfügung gestellt, der nicht überschritten werden darf. Im Frühjahr jedes Jahres teilen die einzelnen Professoren dem Klassenvorstand mit, ob ein Schulbuch für ihr Fach für das nächste Jahr angeschafft werden soll oder nicht. Zur Wahl stehen nur die auf einer Liste angeführten Bücher.
Nun ergibt sich folgende Tatsache: Da man um einen gewissen Betrag Schulbücher kaufen darf und es keinerlei Vorteile mit sich bringt, auf das eine oder andere Buch zu verzichten (denn es zahlt der Staat), werden Schulbücher bestellt, ganz gleich ob sie tatsächlich gebraucht werden oder nicht. Aber der Betrag
ist nicht so groß, daß man wirklich in jedem Gegenstand ein Buch bekommt. Deshalb muß der eine oder andere Lehrer auf sein Buch verzichten, obwohl er es vielleicht im Unterricht gebrauchen würde. Dieses Buch muß dann von den einzelnen Schülern selbst bezahlt werden.
Nun haben die Schüler im Durchschnitt ein bis zwei Bücher, die sie während des ganzen Jahres nicht verwenden werden und müssen sich manchmal auch noch zusätzliche Bücher selbst anschaffen. Eine paradoxe Situation! Hinzuzufügen ist noch, daß keinesfalls von Einzelfällen die Rede ist, sondern daß in sehr vielen Schulen Österreichs dieser allzu großzügige Umgang mit dem Geld anzutreffen ist.
Ich frage mich, warum nicht manche Lehrer vor der Anschaffung der Schulbücher zugeben, daß sie kein Buch gebrauchen werden. Um dieses ersparte Geld könnte man zum Beispiel Wörterbücher kaufen, die der Schüler sonst früher oder später sowieso anschaffen müßte. Das bißchen Koordination, das dafür notwendig ist, macht sich bestimmt bezahlt und hilft, die Verschwendung zumindest ein wenig zu reduzieren.
Aus der Schülerzeitung „Der Löwe“ (Theresianum, Wien)