Ein FURCHE-Bericht war Ausgangspunkt eines Vortrags, den der im Vorjahr verstorbene Wiener Theologieprofessor Wilhelm Dantine aus Anlaß der seinerzeitigen Diskussion um die „Weisungsungebundenheit” der evangelischen Pfarrer 1966 gehalten hat. Gemeinsam mit 23 anderen Beiträgen wurde nunmehr das Vortragsmanuskript in die vorliegende repräsentative Aufsatzsammlung aufgenommen, die somit nicht nur das reiche rechtstheologische und kirchenrechtliche Werk des lutherischen Dog-matikers und Systematischen Theologen dokumentiert, sondern auch eine kirchenpolitische Rarität aufbewahrt.
Die Besinnung auf eine rechtstheologische Grundlegung der Kirchenordnung hat Dantines Lehre und, sein kirchenpolitisches Wirken entscheidend geprägt. Die Aufsatzsammlung, als Festgabe zu Dantines 70. Geburtstag konzipiert und nun unversehens zur Gedenkschrift für diesen großen Lehrer der Kirche geworden,-will den Dank artikulieren, den die Kirchenrechtswissenschaft seinen Denkanstößen schuldet.
Das Vorwort bezeichnet als Grundthema seines Lebens den Vermittlungsversuch zwischen Karl Barth, an dessen berühmte Schrift „Rechtfertigung und Recht” der Titel erinnert, und Martin Luther, dessen Ansatz bei der Dialektik von Gesetz und Evangelium aktualisiert wird.
Daß dieses Programm keineswegs auf den engeren grundlagenwissenschaftlichen Bereich eines evangelischen Kirchenrechts beschränkt blieb, sondern auch und sogar in erster Linie für die allgemeine Rechtsverantwor-tung des Christen fruchtbar gemacht wird, erklärt sich von selbst. Themen wie „Verantwortung für das Recht als Forderung des Glaubens” oder „Die Geschichtlichkeit des Rechts als ethisches Problem” mögen dies illustrieren Und zugleich verdeutlichen, daß hier die Fragen einer politischen Ethik nicht ausgegrenzt werden können. Da auch dazu einige Stellungnahmen im Sammelband aufscheinen, hätte dies vielleicht im Untertitel Berücksichtigung verdient.
