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Gewißheit für Mayerling

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Mehr als ein Jahrhundert nach den Ereignissen von Mayerling wurde durch den Grabraub des Skeletts von Mary Vetsera die Öffentlichkeit wieder mit dem Tod Kronprinz Rudolfs beschäftigt.

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Mehr als ein Jahrhundert nach den Ereignissen von Mayerling wurde durch den Grabraub des Skeletts von Mary Vetsera die Öffentlichkeit wieder mit dem Tod Kronprinz Rudolfs beschäftigt.

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Die FURCHE sprach mit der Histo rikerin, Habsburg-Kennerin und Au torin Brigitte Hamann über das viel diskutierte und nicht immer wissen schaftlich betrachtete Thema:

„Im ersten Moment dachte ich: Was geht denn jetzt schon wieder los? Ebenso ging es mir vor Jahren, als Ex-Kaiserin Zita in der Öffentlichkeit erklärte, daß Kronprinz Rudolf einer Verschwörung zum Opfer gefallen sei. Heute wie damals reagierten die Medien ziemlich ähnlich, so gut wie nirgends gab es eine objektive Wiedergabe der Tatsachen. Was nun die Situation heute betrifft - so unglaubwürdig das auch erscheinen mag -ich werde erst daran glauben, daß es sich tatsächlich um das Skelett der Mary Vetsera handelt, wenn die Gerichtsmediziner dies hundertprozentig feststellen können. Vorher möchte ich dazu kein Urteil abgeben.

Mich macht der Umstand ziemlich unglücklich, daß wir zwar wissen, wo sich die Tatwaffe und die Abschiedsbriefe befinden, daß diese aber uns Historikern nicht zur Verfügung stehen. Im Jahr 1985 hatte Otto Habsburg jene Dinge erhalten, ebenso eine Haarlok-ke der Mary Vetsera. Im Zuge der Untersuchungen an dem Skelett sollte man unbedingt auch die Tatwaffe -den Schußkanal und die Munition -untersuchen. Aber Otto Habsburg verweigert die Herausgabe dieser Gegenstände.

Er widerlegte zwar die von seiner Mutter aufgestellte These, aber dennoch - und gerade das ist für mich unverständlich - wird die Existenz der Mary Vetsera verschwiegen. Wann gesteht man sich endlich ein, daß Kronprinz Rudolf eine Geliebte hatte? Das Haus Habsburg sollte nicht so moralisch tun! Mary ist die immer Verschwiegene in dieser Tragödie. Die Österreicher haben ein Anrecht darauf die Wahrheit über Mayerling und über den Hergang der Tat am 30.

Jänner 1889 zu erfahren. Die Hysterie wird durch das Zurückhalten der Tatwaffe und der Briefe nur geschürt. Abgesehen von unqualifizierten Aussagen in Zeitungen-Frage nach dem Hintergrund

Auf die Frage, wie Brigitte Hamann die Umstände sieht, die zur Tat in Mayerling führten, antwortete sie: „Genau diese Frage sollten die Journalisten stellen, denn darum geht es: Was ist passiert, daß der Kronprinz eines großen Reiches so handelte? Feststeht, daß Rudolf krank war. Außerdem hatte er sich selbst in politische Isolation begeben, hatte Schwierigkeiten mit seinem Vater, und kein nennenswert gutes Verhältnis zu seiner Mutter, auch nicht zu seiner Gemahlin, der Kronprinzessin.

Mary Vetsera war hingegen euphorisch verliebt und wollte sterben. Eindeutig ist auch belegt, daß sie von

Rudolf ausgenützt und betrogen wurde. Der Kronprinz wollte unter keinen Umständen allein sterben, wäre nicht Mary mit ihm in den Tod gegangen, so wäre es jemand anderer gewesen. Jedenfalls gibt es keine andere These als jene vom Mord und Selbstmord. Von Spekulationen halte ich nichts-

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