Glaube, weil es absurd ist!

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"Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobet der Name des Herrn.“ Kein schönerer Auftrag wäre zu denken an dein und mein Herz als dieser, die eine Herrschaft über allem, was hierorts unbeherrscht herrschen will, sommerfroh zu bekunden, weil es einen Sinngrund gibt, der dieses Leben trägt und hält. Und weil da eine Obhut ist, ein Überuns und Voruns und Füruns. Eine Liebe, ein Licht, ein Leben! „Credo, quia absurdum!“, hatte Karl Barth ausgerufen über seiner Zeit.

Ich glaube, weil es absurd ist, weil es allem Erdachten zuwiderläuft. Es gibt keinen Anhalt in der vorfindlichen Welt, den Kuhtanz von Touristen betrachtend. „Scaring Cow Challenge“ nennen sie diesen Sport und genießen ihr aufscheuchendes Gehabe vor der Schöpfung, hautnah den zerfließenden Gletschern und dem Ringen nach Atem in der Natur. Beherzte Politiker wollen inzwischen „Sensibilisierungskampagnen“ anbieten. Kampagnen für eine neue Empfindsamkeit können wir gut brauchen. Für die sich selbst er schreckenstief abhanden kommen. Dass der Credosatz nicht erst von Barth formuliert wurde, ist ein heller Trost der Geschichte. Der Schmerz, die Fragen, die Aufgaben kommen immer wieder.

In jedwedem Sommer ist ein Dunkel wie nie. „Im schwärzesten Nihilismus unserer Zeit suchte ich nur Gründe, ihn zu überwinden“, sagte Camus, die Herrschaft und die Machtgefüge beschreibend. Aus dem Krieg ergab sich ihm die Aufgabe, die darin bestand, „den Zerfall der Welt zu verhindern“. „Credo, quia absurdum!“ Ich glaube, weil Gott das Absurdeste in sich aufnimmt: Gott ist gegenwärtig, hier und jetzt! „Es herrscht das Absurde“, weiß Camus, aber nicht ewig, denn „die Liebe errettet davor“. Die Liebe Gottes rettet mich aus mir heraus. Darum: „Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobet der Name des Herrn.“


Die Autorin ist evangelische Pfarrerin, freischaffend.

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