Im Neo-Expressionismus unserer Zeit wachsen die Sofortismen, die sich unkontrolliert äußern und unkontrollierbar geworden sind, zu einem undurchdenkbaren Bild- und Gedankenkoloss.
„Wunder gibt es immer wieder“ und sie haben eine sehr besondere Eigenschaft. Mit den Menschen vermehren sich Wunder wunderbar und akzelerieren je die Möglichkeit zum Guten wie zum Bösen. Gegen alle Wunderkritik sagte der Schriftsteller Otto Willi Gail vor nicht einmal hundert Jahren, es dünke ihn, „das Zeitalter des Wunders ist just erst jetzt so richtig angebrochen“, nachzulesen in seinem Wunderartikel: „Wunder der Rakete“. Es gibt – und gerne trage ich Eulen nach Athen – einen engen Zusammenhang zwischen dem Menschen und den Dingen. Darum auch sagen sie: „Sie geht hoch
Inspiration, was auch immer sie sei, entsteht aus einem fortwährenden ‚Ich weiß nicht‘.“ Diese drei Wörter seien Wisława Szymborska sehr „vertraut und kostbar. Zwar klein, aber mit starken Flügeln“, sagt die am 1. Februar vor zehn Jahren verstorbene Dichterin in ihrer Nobelpreisrede. Einer Trösterin gleich spricht sie in die Unruhe des Alltags und die Unlösbarkeit aller Fragen. „Ich weiß nicht“, du wunderbarer Anfang eines Überdenkens nach sokratischer Art. Ich weiß nicht, ob ich im Recht bin, muss die Kirche, müssen die Kirchen und die Religionen und alle
„Es ist das Heil uns kommen her / von Gnad und lauter Güte, / die Werk, die helfen nimmermehr, / sie können nicht behüten“. Mit diesen Worten hebt das Lied eines Hoffnungsglückes an, das der Theologe Paul Speratus in sich trug. Der Zeitgenosse Luthers, der sich selbst in lateinischer Sprache den neuen Namen „Hoffender“ gab, hatte die erste „evangelische“ Predigt im Wiener Stephansdom gehalten. Über das Leben, das als ein „vernünftiger Gottesdienst“ zu führen sei. Des evangelischen Predigers und Lieddichters wird am 12. August gedacht, er verstarb in Polen zu diesem Tag
Diese Woche im Juli ist wunderbar. Sie ist mir nach der ersten heiligen Woche in der Passionszeit die zweite heilige Woche, die diese Zeit segnet mit Sinn und Freude und Zukunft. Denn die Tage zwischen dem vergangenen 6. Sonntag nach Trinitatis und dem vor uns liegenden 7. Sonntag nach Trinitatis schwingen das in und durch uns lebendige Heilige aus und ein in die Welt. Der Pfarrer und Theologe Martin Senftleben meint – ich finde so tieffroh herrlich richtig – dass man diese beiden Sonntage auch als „Sakramentssonntage“ bezeichnen könnte. Denn in diesem Zeitraum werde der Taufe und des
Wir erleben Corona-Verlorenheit auf allen Ebenen – aber gab und gibt es nicht auch Momente, die wir in der Überfülle eines aufgeblasenen Nichts so zuvor nicht erleben konnten?
Am Kreuz weiß Jesus und Gott mit ihm von jedem Leiden ALLES. Dieses mit Menschenabsicht ihm zugefügte Leiden geschieht für das Leiden der Welt; es ist das Persönlichste, das Gott für seine geliebte Welt und die Menschen darin tut kann.
"Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobet der Name des Herrn.“ Kein schönerer Auftrag wäre zu denken an dein und mein Herz als dieser, die eine Herrschaft über allem, was hierorts unbeherrscht herrschen will, sommerfroh zu bekunden, weil es einen Sinngrund gibt, der dieses Leben trägt und hält. Und weil da eine Obhut ist, ein Überuns und Voruns und Füruns. Eine Liebe, ein Licht, ein Leben! „Credo, quia absurdum!“, hatte Karl Barth ausgerufen über seiner Zeit. Ich glaube, weil es absurd ist, weil es allem Erdachten zuwiderläuft. Es gibt keinen Anhalt in der
"Lass mich dein Brot und Salz der Erde sein.“ Diese erhellende Bitte findet sich in einem Gedicht von Ulla Hahn. Und auch die Worte: „Du hast kein Haus gebaut / Bau denn auf mich“. Inmitten der „Apokalypse now“-Stimmung wird dies Bitten möglich als ein Gebet im Sinne dessen, was der evangelische Theologe Jürgen Moltmann im Anschluss an den Theologen Johann Baptist Metz von der Kirche gefordert hatte: Die Kirche sei „das große dynamische Nein zu aller inhumanen Fixierung!“ Ein verankerungswürdiges religiöses Ansinnen, seelisch wie gesellschaftlich. – In nuce hatte Moltmann
„Verrückt und verbraucht ist die Seele“, schreibt Ungaretti für damals und heute, als schriebe er Psalmen: „Gott, sieh unsere Schwachheit. Wir möchten Gewissheit.“ Für dieses Verrücktsein brauchen wir keinen Fasching mehr mit seinem Witz. Es genügt schon, was wir einander sagen beziehungsweise dissen. Das Wort ist schon 20 Jahre alt und immerjung; leitete es sich aus dem Englischen to disrespect ab, meint es seit seiner Erfindung ein Anliegen mit einem sich steigernden Grausamkeitsgefälle, den Wunsch, eine andere Person schlecht oder verächtlich zu machen, sie zu schmähen. Das
Ein Wort finden in der Flut. Es haben und hüten und sein, das ist eine schöne Idee der Herrenhuter Losungen, erfunden von Nikolaus Ludwig von Zinzendorf: Ein biblisches Wort für jeden Tag, für jede Woche und für das ganze Jahr sollten das Leben begleiten. In den evangelischen Kirchen werden biblische Worte überdies in die Biographie eines jeden Menschen gelegt: zur Taufe, zur Konfirmation, zur Trauung und Segnung jeder Art sowie zur Einsegnung am Ende der Sichtbarkeit eines Menschen. Mich hat das spät erst bewegt, wie dies ja auch Augustinus geschah, als er sagte: „Spät habe ich dich
O komm, du Wunderlichtwort in das Warten der Welt und in die Wunde der Zeit und lass dein schönes Licht mit vollem Segen scheinen, in unsere Angst vor uns selbst. Mit ihr bin ich ja im schönsten Adventsglück, in der Möglichkeit, immer noch etwas zu erwarten gegen das berechenbare Erwartete und traumvertraut etwas zu sein, mit Daseinsmacht zu beten und aus Angstfreude zu arbeiten gegen das Vernichtungsgefälle, die Sisyphusarbeit adventfroh zu beginnen, weil ich mit der jungen Dichterin Gott ein Geheimnis abgelauscht habe und ein Flügelrauschen schon die Zeit ins Schwingen versetzt. Advent
Sage nicht, du müsstest „schritt halten im stummpolierten licht“ (José Oliver), und lasse dich nicht ein auf die Enttäuschung. Vielleicht will sie dich entführen, dich so lange abbrühen, bis du abgebrüht bist, wie du nie sein wolltest, gleichgeschaltet mit Konsumentinnen und Konsumenten, die Schlange stehen an den Theken der Wertezerfallmaschine, bedient von wirtschaftslügenden Experten, die dich freundlich anblicken. Dabei weißt du, das Lächeln gilt immer der Kreditkarte, nicht dir. Ein Merksatz für deine Einkäufe und für alles, was in der Welt ist an Zerstörung, für die wir
„Ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat.“ Was für ein Anfang des Denkens. Diese Jubelsentenz, zu sagen in einer Zeit, da immer etwas fehlt. Es wird global vermisst und auch im Dorf. Hier wird es äußerlich sichtbar anhand von leeren Straßen und dass aus leeren Fenstern niemand sieht. Global spürbar ist die Sonderbarkeit einer Leere, verstellt durch eine gelenkte und durchgestylte Ödnis, das Vorhandensein des rein Dargestellten in den medial überflutenden Welten. Als wäre da etwas. Auch Interessen an Klima- und Migrationsfragen sind von einem Beigeschmack begleitet: Es schmeckt
„Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen!“ Ja, ich will. Das Transzendenzglück leben, die wunderbare ferne Wirklichkeit, die sich ereignet, solange es Worte vom Grund gibt und ein Wiedererschaffen immer noch möglich und ein heiliges Sein allem voraus und um ein unendlich Vieles schneller als alle Zweifelvernichter und Lügenbolde ohne Anstand. „Die Lüge ist wahrer als die Wahrheit, weil die Wahrheit so verlogen ist“, diese Zeile von André Heller passt als Mantra zur hoch aktiven globalen Lügenmaschine, die als böser Geist das Denken und die
Ich glaube an den Augenaufschlag der einen ewigen Liebe, die immer fragt, wie es um dich, um mich bestellt sei. Ich glaube an das Menschsein ohne Kalkül und an das Glück einer Heimat, in der wir uns Helles sagen, da wir endlich sind ohne Unterbrechung, in der du niemanden, auch dich selbst nicht mehr, verlassen musst. Im Gottesflow. Es ist so viel Geist in der Welt. Höre nur zu, wie sie reden neben dir im Restaurant, dort wo kein Machbartisch gedeckt wird. Alles reflektiert dich. Dieses Gespräch aus dem Wunder. Es ist für dich. Das ist der Liebe Geist und Sonnenlicht im August über allen
„Narzissus und die Tulipan, die ziehen sich viel schöner an als Salomonis Seide!“ Wie gerne habe ich schon als Kind besonders diese Zeile gesungen aus dem Sommerglaubenslied „Geh aus mein Herz und suche Freud“ von Paul Gerhard. Diese wenigen wahren Worte für die Kirche und für die Welt von der ewigen Schönheit Gottes und ihrer alles überwindenden Macht. Für Abgrundaugenblicke aber werde ich sehr zögerlich und meine, in einer Zeit der größtmöglichen Ungerührtheit zu leben. Ein Äon der Herablassung und einer um sich greifenden Abfälligkeit scheint angebrochen. Da ist etwas
"Was will ich hier?", soll ich mich fragen, wo immer. Mein Mich-Bewegen an jedweden und in demselbigen Ort beinhaltet in jeder Jetztmaligkeit einen Auftrag: Kann mein Fremdsein der bereisten Stätte etwas bedeuten? Oder ist mein für privat gehaltener Tourismus nur die andere Seite einer weltweiten Zerstörungsindustrie, die zu gleicher Zeit in Fluchten aus Verfluchtem hetzt. In der Zeit zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg schrieb Joseph Roth, "Fremde Touristen jagten wild durch die Stadt, brachen ein in die Stille der Kathedrale, peitschten ihre Blicke durch den Tempel und
Ist da noch Hoffnung oder nicht, rappt Moses Peter Pelham im Album Geteiltes Leid die Zeitfrage. Es ist immer hart, wenn man so betroffen ist wie ich. Himmelfahrtskommando. Der Anklang von allem ist darin: die Liebe, der Tod, das Klima, die Krise, die Politik, die Kriege, die Kriegstechniken, die Not, die gefakten Identitäten, das Leiden, der Schein und das Spiel und die Spieler und wer spielt und wer einfach nicht mitmacht, weil er oder sie ein anderes Ziel hat und die Richtung drehen und davon muss. Nun geheiligt fraglos durch das über alle Maßen einem möglichen oder wirklich