Der Lift deiner Himmelfahrt

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Himmelfahrt ist jetzt. Und ist ein Fest, das uns wie gerufen kommt.

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Himmelfahrt ist jetzt. Und ist ein Fest, das uns wie gerufen kommt.

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„Ich höre den Lift. / Er fährt durch meinen Körper / hinauf bis ins Gehirn“. Wie die Deutung eines neuen Selbstwertgefühls von Menschenleben beginnt ein Gedicht des vor 15 Jahren, am 24. Mai verstorbenen Dichters Wolfgang Bächler. In seinem Fragewerk hat er den Zweiten Weltkrieg verarbeitet und umsichtig Ausschau gehalten nach dem, was wieder werden kann unter uns Menschen. Die Aussichten sind nicht gut, denn die Tür des Lifts fällt zu, und der Dichter weiß so überhaupt nicht, wer aussteigt und wohin. Niemand wird sichtbar. „Die Schritte verhallen / in meinem Kopf“. Der Schreibende meint sich und das lesende Selbst und spricht von einem Entschwinden ins Nichts.

Himmelfahrt ist aber jetzt und ist ein Fest, das uns ja wie gerufen kommt. „Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.“ Dieses Jesuswort von der Auffahrt ins Gottesdenken ist in diesem Fest verwirklicht. Der Himmelflug dient der Heimholung eines Versprechens, dass dieser Welt die Inspiration eines Unbedingten innewohnt. Allen zerfetzten Narrativen wird sie standhalten, und sie bleibt hier, und diese Anwesenheitsliebe hat Kraft aus einer ganz anderen Energie, den Worttornados jeder Kriegsabsicht zu trotzen mit Anmut und Gnade.

Die auferstandene Liebe erfüllt mit ihrer Herrschaft Himmel und Erde, sie umspannt alles Sichtbare und Unsichtbare im Leben des Jesus aus Nazaret. Die Religion aus ihm öffnet noch einmal die Tür des Lifts im Gedicht und führt uns in „die Tiefe des menschlichen Geisteslebens“, die, wie Paul Tillich weiß, zumeist vom Staub unseres Alltagslebens verdeckt sei. Das Heilige aber lässt uns die Religion erfahren, ein Unberührbares, Ehrfurcht Gebietendes, einen letzten Sinn, der die „Quelle des höchsten Mutes“ ist. Steige ein in den Lift deiner persönlichen Himmelfahrt!

Die Autorin ist evangelische Pfarrerin i. R.

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