Martin Gutl: Frage die Zugvögel nach ihrer Heimat
Am 28. April wäre Martin Gutl 80 Jahre alt geworden. Erinnerung an einen Priester und Dichter, der sich in gedichteter Sprache Gott zu nähern suchte und auf diese Weise auch mit ihm haderte.
Am 28. April wäre Martin Gutl 80 Jahre alt geworden. Erinnerung an einen Priester und Dichter, der sich in gedichteter Sprache Gott zu nähern suchte und auf diese Weise auch mit ihm haderte.
Vor 80 Jahren, am 28.April 1942, wird in Mühldorf bei Feldbach (Steiermark) der spätere Priester und Dichter Martin Gutl in kleinbäuerliche Verhältnisse hineingeboren, er besucht das Bischöfliche Knabenseminar in Graz, nach der Matura studiert er Theologie und wird 1966 zum Priester geweiht. Sein erster Gedichtband erscheint 1973, es werden ein Dutzend weitere folgen, die Verkaufszahlen überschreiten weit die 100.000er-Marke.
Martin Gutl wirkt als Kaplan im obersteirischen Mürzzuschlag und in der Grazer Stadtpfarre, als Studentenseelsorger in Graz. Er zieht sich, dem Impuls folgend, ein Mönch zu werden, in das Zisterzienserkloster Rein-Hohenfurt zurück, nach kurzer Zeit geht er wieder in die Seelsorge und wird Pfarrer in St. Peter ob Judenburg, sein Weg führt ihn schließlich in das Bildungshaus Mariatrost, wo er die letzten zehn Jahre seines Lebens als geistlicher Rektor seinen Platz als theologischer Referent und spiritueller Begleiter findet, er stirbt am 20. August 1994 und ist auf dem Friedhof Mariatrost in Graz begraben.
Diese nüchterne Aufzählung gibt in keiner Weise wieder, was er für die vielen Menschen bedeutete, die seinen Predigten und Vorträgen lauschten, gibt nicht wieder, in welche Abgründe er blickte und wie vielen Menschen er Halt und Stütze war. Seine Texte legen auch ein Vierteljahrhundert oder eine Generation später Zeugnis von diesem Menschen ab, den sein pastoraler Impetus an die äußersten Grenzen des Menschseins trieb, er ist Gast in den Quartieren der Außenseiter, wird zu Menschen „auf der Brücke“ gerufen und ist vielen der einzige Bezugspunkt zur Kirche.
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