Die tiefe Freude der Passion

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"Lass mich dein Brot und Salz der Erde sein.“ Diese erhellende Bitte findet sich in einem Gedicht von Ulla Hahn. Und auch die Worte: „Du hast kein Haus gebaut / Bau denn auf mich“. Inmitten der „Apokalypse now“-Stimmung wird dies Bitten möglich als ein Gebet im Sinne dessen, was der evangelische Theologe Jürgen Moltmann im Anschluss an den Theologen Johann Baptist Metz von der Kirche gefordert hatte: Die Kirche sei „das große dynamische Nein zu aller inhumanen Fixierung!“ Ein verankerungswürdiges religiöses Ansinnen, seelisch wie gesellschaftlich. – In nuce hatte Moltmann den protestantischen Glauben von der Rechtfertigung unter das Brennglas der erschreckenden Geschehnisse seiner Zeit gelegt und mit Deutlichkeit ins Glaubenszentrum gestellt, dass die Rechtfertigung eine doppelte ist und bleibt. „Rechtfertigender Glaube ist nicht nur ein Glaube, durch den Menschen, sondern auch ein Glaube, durch den Gott gerecht wird“. Die Rechnung des Glaubenshaushaltes funktioniert allein so: Wenn wir Gott Recht geben, „dann setzen wir die Mächte des Bösen in dieser Welt ins Unrecht“. Aber nicht nur. Auch uns selbst bringen wir in einen kritischen Prüfstand: „Geben wir Gott recht, dann hört bei uns jede Selbstgerechtigkeit auf.“ Es ist die so notwendige Chance der Läuterung meines Weltbildes.

Das große dynamische Nein zu aller inhumanen Fixierung ist die tiefe Freude der Passion des Jesus, des Liebesmenschen inmitten von Hass und Vernichtung und ist mir der Anfang für das erhoffte Rettende in einer sich zu unfassbaren Dimensionen auswachsenden Gefahrenblüte mit ihrer einhergehenden Kaltblütigkeit. „Du hast kein Haus gebaut/ Bau denn auf mich“, wäre die schöne Antwort, und wir können erleben, dass sich Gott ereignet, wenn wir die Bitte
sind: „Lass mich dein Brot und Salz der Erde sein.

Die Autorin ist evang. Pfarrerin, freischaffend

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