Von Gott ohne Religion sprechen
Dietrich Bonhoeffer und Paul Tillich: Beide großen protestantischen Zeugen im 20. Jahrhundert waren Brüder einer Theologie der Seelsorge.
Dietrich Bonhoeffer und Paul Tillich: Beide großen protestantischen Zeugen im 20. Jahrhundert waren Brüder einer Theologie der Seelsorge.
Die zu beantwortende Frage wäre doch: was bedeutet eine Kirche, eine Gemeinde, eine Predigt, eine Liturgie, ein christliches Leben in einer religionslosen Welt? ... Wie sprechen wir von Gott – ohne Religion …? So fragt Dietrich Bonhoeffer sich und die Theologie: Wir können nicht redlich sein, ohne zu erkennen, dass wir in dieser Welt leben müssen – „etsi deus non daretur“.
Jenes Etsi deus non daretur hatte sich in ihm vorbereitet. Dass Gott nicht da wäre und der Verlassenheitsruf in sein eigenes Menschsein übergehen würde, hatte Bonhoeffer unter dem Zeitdiktat des Nationalsozialismus gewiss lange geahnt. Darum auch, durch all den Schmerz gegangen, das Lied Von guten Mächten treu und still umgeben oder das Gedicht: Wer bin ich? und alle die Worte der Theologie mit der Macht und der Relevanz und dem Gewicht des Ewigen.
Begegnung in Amerika
Eine Station seiner unermüdlichen Arbeit am NS-Drama war einer der Aufenthalte Dietrich Bonhoeffers in Amerika, zu dem die Theologen Paul Tillich und Reinhold Niebuhr motiviert hatten. Tillich sah in dem Pfarrer und Dozenten Bonhoeffer den geeigneten jüngeren Kollegen, die traumatisierten NS-Verfolgten, die als Flüchtlinge in New York eintrafen, in Empfang zu nehmen und sie zu begleiten, menschlich wie theologisch. Er wäre genau die richtige Person für diese sensible und schwierige Aufgabe. Niebuhr unterstützte dieses Ansinnen und empfahl ihn desgleichen als Lehrenden am Union Theological Seminary.
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