Wunder gibt es immer wieder

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„Wunder gibt es immer wieder“ und sie haben eine sehr besondere Eigenschaft. Mit den Menschen vermehren sich Wunder wunderbar und akzelerieren je die Möglichkeit zum Guten wie zum Bösen. Gegen alle Wunderkritik sagte der Schriftsteller Otto Willi Gail vor nicht einmal hundert Jahren, es dünke ihn, „das Zeitalter des Wunders ist just erst jetzt so richtig angebrochen“, nachzulesen in seinem Wunderartikel: „Wunder der Rakete“. Es gibt – und gerne trage ich Eulen nach Athen – einen engen Zusammenhang zwischen dem Menschen und den Dingen. Darum auch sagen sie: „Sie geht hoch wie eine Rakete.“ Oder eine Bekannte, die nicht in Österreich lebt, sagte: „Ich war bombastisch“, und meinte ihr Singen; sie hielt sich für Maria Callas, war indes kein Stimmwunder und hatte mehr Allüre als das eigentliche Wunder von Stimme und Gesang. Das ist allzu menschlich. Jedoch arbeitet mit dem menschlichen Makel oder der Sehnsucht oder dem Nichtsein wie dem Vernichtungssein die WeltWunderIndustrie immer digitaler im Quadrat aller Existenz. Bombensicher in der Produktlinie und gnadenlos in der Wahl ihrer Kriegsmittel. Simone Weil, die am 24. August 1943 verstorbene Philosophin, sagte, es drehe sich nicht darum, „die Katastrophe an die Wand zu malen“. Um zwei Dinge gelte es, sich zu kümmern: „1. Uns retten – d. h. nicht durchdrehen in einer durchgedrehten Welt; 2. Alles zu tun, was möglich ist für die Vorbereitung … Versuchen, ganz genau die Fälle aufzuzeigen, die den Menschen zum Sklaven seiner eigenen Schöpfungen gemacht hat.“ Eine Rechnung geht sich richtig aus in diesem Denken: Endet die Gier, enden die Kriege. Überall. Wunder gibt es immer wieder und es gibt Dich aus dem Wunder des Realen. Eine Welt von Gott und ihr Licht. Mensch gedenke! Sei Du doch – geworden bis hier – von nun an das Gegenwunder.

Die Autorin ist evangelische Pfarrerin i.R.

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