Jung werden wie ein Adler
Über grenzenlose Freiheit, Höhenflüge und das verlorene Paradies.
Über grenzenlose Freiheit, Höhenflüge und das verlorene Paradies.
Über den Wolken …“, oh ja, viele wissen schon und singen still im Lesen weiter, „muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. / Alle Ängste, alle Sorgen / sagt man / blieben darunter verborgen / und dann würde, was uns groß und wichtig erscheint / plötzlich nichtig und klein.“ Das in den 1970er Jahren entstandene Lied hatte Reinhard May anlässlich des Erwerbs seiner Flugberechtigung geschrieben. Die Hörenden im Flug erreichend in ihrer Ikarus-Sehnsucht nach dem Himmel.
In die Zeit des Wirtschaftswunders passte das Chanson auch als eine Variante der Romantisierung jedweder Ökonomisierung des Menschen im kalten, immer heißer werden Krieg. Wirtschaftliche Höhenflüge, basierend auf Fake-Deutungen der Weltverhältnisse und Sinn-befreit in der totalen Anbindung an die Immanenz und deren Seinsvergessenheit, welche die Wirtschaftsgetriebenen beflügelt zu neuen, alles überflügelnden Wundertaten in einem verwunderten Himmel und einer geschundenen Erde. So einfach ist es also nicht.
Oder doch? „Je stärker die Fessel der Immanenz, desto stärker der Wunsch nach Transparenz und Transzendenz.“ Schöner klarer Satz des Pastors Hans-Joachim Schliep. Das kann man fein den zu vielen Fliegenden in diesem Sommer zurufen. Oder sollen die Piloten es den Flugpassagieren durch die Lautsprecher verkünden? Würden wir hören?
Ja, diese Zeit wird kommen, die des wieder Hörens, wie alle Zeiten wieder kommen und die Nöte und die Glücke. Der am 31. Juli 1933 geborene Cees Nooteboom schreibt sein ganzes Werk durch das „verlorene Paradies“. Doch mitten in der Wüste hört er „ein unvorstellbares Jubeln in der Stille… Alles stimmt“. Wie es David schon wusste, der einmal sang im Psalm, dass die Liebe Gottes uns krönt mit Barmherzigkeit, sie unseren Mund fröhlich macht und wir wieder jung werden wie ein Adler.
Die Autorin ist evangelische Pfarrerin i.R
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