Gedanken zum Sonntag Trinitatis.
Einen Song von Stevie Wonder singt sie als Lobpreis. Die Nachrichten nimmt sie schmerzgewiss wahr als ein Kyrie. Die lachenden Augen über der Maske schickt sie dankend an die Kassiererin als Friedensgruß. Das Gießen der Pflanzen und die Dusche nimmt sie als Tauferinnerung. Die Tränen und das Stocken des Atems sind ihr Gebet. Das Video einer Schauspielerin, die über Gnade und Liebe spricht, zählt sie als Predigt. Ein Essen in ihrer Wohnung, das sie wirklich jetzt genießt, mag als Abendmahl gelten. Überall Formen „des Mystischen, das sich zeigt“. Hier in einer Liturgie der Coronart, welche die lutherische Pfarrerin Nadia Bolz-Weber im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes mit sich selbst und der virtuellen Welt feiert. Alle einbeziehend, die sie klicken. Freund Martin hatte mich markiert, mir zur Freude im Namen der Liebe Gottes, die drei Namen trägt.
Am kommenden Sonntag begehen die westlichen Kirchen den Sonntag Trinitatis. Karl Barth kritisierend, hatte Heinz Zahrnt geschrieben: „Droben im Himmel tönt das ewige Glockenspiel der Dreieinigkeit, unten auf der Erde fragen immer mehr Menschen: Wo bist du, Gott?“ Die Anfrage selbst nun wurde kritisiert, aber auch beantwortet im theologischen Denken von Jürgen Moltmann, der eine „offene Trinität“ entwickelte. Darin bestünde „das ganze Geheimnis der Trinität: Wir finden eine neue Gemeinschaft, die über die Grenzen von Klassen, Rassen, Geschlechtern und Kulturen hinwegreicht.“
Ich glaube tief an die grenzenlos offene Trinität, in der die Rätsel der dysfunktionalen Lebenszustände eingehen in die Gottesliebe, wie in einer Kirche in Berlin-Kreuzberg, die ihren Geschwistern muslimischen Glaubens Räume für ihr Freitagsgebet zur Verfügung stellt. Gott geschieht im Coronamodus in frei gelebten Geheimnissen des Glaubens.
Die Autorin ist evangelische Pfarrerin, freischaffend.