Jenseits des Krieges: Neuer Himmel, neue Erde

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So viel Morden in den Herzen! Nicht aus uns, nie kam das Licht aus uns Menschen. Dies Herzzerreißende wird einmal aufhören!

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So viel Morden in den Herzen! Nicht aus uns, nie kam das Licht aus uns Menschen. Dies Herzzerreißende wird einmal aufhören!

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an deine lippen heft / ich sonnen / und bewundre sie / die morde in meinem herzen / schweigen. Das sind Wunderworte für einen Traum vom Frieden. Peter Härtling, im November 1933 geboren, konnte so träumen gegen das Trauma des Krieges. Das Leben sei einen Versuch wert, wusste er auf dem Grund eines ihm eingebrannten Schmerzgefüges von Flucht und Entstellung durch die Gewalt der Waffen, die Menschen in sich tragen oder sich anlegen und die sie benutzen mit einer ins Gehirn implantierten Sehnsucht nach der totalen Zerstörung. Die Moderne, so der Soziologe Hartmut Rosa, stünde in der Gefahr, die Welt nicht mehr zu hören und sich darum auch selbst nicht mehr spüren. Darum auch kommen neue Leiden, welche die Haut der Welt aufritzen und die uns die Sprache verschlagen. So viel Morden in den Herzen der Menschen!

Im Rahmen einer „traumasensiblen Theologie“ hat der Theologe Andreas Stahl u. a. von der Theologie gefordert, dass sie Ambivalenzen von Sinnzuschreibungen im Leid anerkenne und entsprechend damit umgehe. Ich glaube, wahre Theologie wird immer die auf eine Antwort wartende sein. Dazu rät Härtling, Du wirst die Flut abwarten müssen … jenseits / der Gezeiten / bricht ein Licht auf. Nicht aus uns, nie kam das Licht aus uns Menschen. Das sah auch der Prophet Jesaja: Siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, dass man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen wird. Dies Herz-
zerreißende wird einmal aufhören!

Wir Menschen leben im Vorbehalt als im Vorletzten. Wir gehen einem ganz Anderen entgegen. In dieser Weltfreude heften wir lichtmutig, friedfertig Sonnen an die Münder unserer Feinde und bitten Gott, dass die Morde im Herzen dieser Welt schweigen. Und wir einander wiederfinden unter einem neuen Himmel und einer neuen Erde!

Die Autorin ist evangelische Pfarrerin i. R.

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