Nicht ganz verloren
FOKUSApokalypse: Die Rettung der Welt durch ihren Untergang
Vom biblischen Schöpfungsbericht bis zur total vergeistigten Science-Fiction: was Apokalypse heute bedeuten könnte.
Vom biblischen Schöpfungsbericht bis zur total vergeistigten Science-Fiction: was Apokalypse heute bedeuten könnte.
Der Begriff „Apokalypse“ wird oft trivialisiert: Katastrophe, Untergang, Weltgrauen. Doch Apokalypse meint historisch wesentlich mehr: Enthüllung, Offenbarung – Entschleierung. Was sich entschleiert, ist das Ziel des Weltseins. Derart wäre die Vernichtung des Bestehenden zugleich die Vollendung der Schöpfungskraft, die bis dahin im Verborgenen wirkte.
Alle Götterdämmerungen stehen quer zur heilsgeschichtlichen Logik, es sei denn, der Untergang der alten Götter und ihrer Welt bedeutet, dass die Schöpfung zu ihrem guten Ende findet. Radikal gesprochen: Noch das Böse wird vom Bösen erlöst. Darin, nicht in Rache oder Vergeltung, liegt die apokalyptische Hoffnung der humanistischen Glaubenstradition.
Wir sollten an Begrifflichkeiten nicht bloß wegen ihrer Herkunft Anstoß nehmen. Wenn wir das Wort „Gott“ in den Mund nehmen, so wissen wir als metaphysisch Empfängliche, dass wir auf der Basis unseres Gehirns und seines Fassungsvermögens nicht bloß irgendein Geheimnis, sondern das Geheimnis der Welt markieren – der Weltentstehung, Weltentfaltung und des möglichen Weltuntergangs. Gewiss, weder der Schrecken noch der Trost, den die Offenbarung spendet, wird auf diese Weise konkret.
Aussichten auf den Weltbürgerkrieg
Es bleibt der Schrecken einer Welt, auf der heute bereits mehr als acht Milliarden Menschen leben, ein erheblicher Teil davon unter relativen oder gar absoluten Armutsbedingungen. Wollten wir alle Betroffenen auf das Wohlstandsniveau der reichen westlichen Industriestaaten heben – ein Gebot der Humanität und sozialen Gerechtigkeit! –, wäre die Erde rasch ein extrem unwirtlicher Ort. Der nötige Energieverbrauch würde dermaßen explodieren, dass sich die vorhandenen Klima- und Umweltschäden potenzierten – so die Prognose des „Club of Rome“ schon vor Jahrzehnten.
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