
Ukraine-Krieg: Innen verwundet
Bei den Geflüchteten aus dem Ukraine-Krieg geht es jetzt auch darum, langfristige psychische Folgen zu verhindern. Denn Kriegstraumata lasten oft schwer auf ganzen Familiengeschichten.
Bei den Geflüchteten aus dem Ukraine-Krieg geht es jetzt auch darum, langfristige psychische Folgen zu verhindern. Denn Kriegstraumata lasten oft schwer auf ganzen Familiengeschichten.
Die Wunden reißen wieder auf in Europa. Mit dem Krieg kehrt das Trauma wieder. Auch die schmerzhaften Erinnerungen an vergangene Kriege: Sie sind noch nicht zur Ruhe gekommen, wie derzeit manche ältere Menschen berichten, die in ihrer Kindheit noch den Zweiten Weltkrieg erlebt haben. Die „Kriegskinder“ wuchsen auf mit Bombenangriffen, Hunger, oft auch mit Vertreibung und Verfolgung. Eine Aufarbeitung dieser einschneidenden Erfahrungen war in der Nachkriegszeit meist nicht möglich; es ging um Durchhalten, Weitermachen und Wiederaufbau. Nicht aufgearbeitete Traumata liegen wie im Schlaf und können wieder wachgerüttelt werden. So wie jetzt, wenn man die katastrophalen Bilder aus der Ukraine sieht.
Ruinen in den Seelen
„Es ist die Zerstörung von Lebensläufen, von Lebensplänen, von Schicksalen. Die haftet ganz besonders stark und lässt viele bis zum Ende ihres Lebens nicht los“, erzählt etwa Volker Herbert von seiner Arbeit in einem Alten- und Pflegeheim in München. „Und da sind noch so viele Ruinen in den Seelen mancher Menschen, denen ich begegne“, sagt der Seelsorger im Bayerischen Rundfunk. Bei den ehemaligen „Kriegskindern“ kann es passieren, dass unbewusste Erinnerungen bei gewissen Auslösern (Triggern) alte Ängste hervorrufen – etwa vor Flugzeuglärm, vor der Dunkelheit oder vor Berührungen. Seltsame Verhaltensweisen wie exzessives Horten von Lebensmitteln oder anderweitig nicht erklärbare Symptome wie Schwindel, Herzrasen, Hitze- oder Kältewallungen können ebenfalls auf ein nicht verarbeitetes Kriegstrauma hinweisen. All das zeigt die Macht des Traumas, das über Jahrzehnte hinweg wirksam bleibt.
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