Corona-Folgen: Schatten der Pandemie
Wie könnte die Zukunft nach Corona aussehen? Eine Jugendliche mit bosnischen Wurzeln hält der Gesellschaft einen Spiegel vor.
Wie könnte die Zukunft nach Corona aussehen? Eine Jugendliche mit bosnischen Wurzeln hält der Gesellschaft einen Spiegel vor.
Es war der 16. März 2020, an dem von einem Tag auf den anderen die Welt stillstand. Was folgte, hat sich bereits ins kollektive Gedächtnis gebrannt. Plötzlich waren in Österreich mehr als eine Million Menschen in Kurzarbeit, mehr als 200.000 Personen verloren in der Folge ihren Job. In den letztlich bis Mai des heurigen Jahres immer wiederkehrenden Lockdowns mehrten sich Fälle häuslicher Gewalt. Im urbanen Umfeld musste die Polizei laut einer Statistik des Innenministeriums sogar bis zu 30 Prozent öfter wegen häuslicher Gewalt ausrücken als in Monaten ohne Lockdown. Und in der Kinder- und Jugendpsychologie fehlen seit über einem Jahr mehr Plätze denn je. Eine Studie der Tirol-Kliniken ergab zuletzt, dass in den letzten Lockdowns die Trauma-Symptome bei Kindern und Jugendlichen um rund 60 Prozent gestiegen sind, etwa 15 Prozent davon sind auch klinisch relevant.
Soweit lässt sich ein Abriss der Problemfelder zeichnen, die durch die Corona-Pandemie entstanden sind. Für eine 14-jährige Niederösterreicherin herrscht daher akuter Handlungsbedarf. Aldina Pinjic hat die Entwicklungen seit März 2020 in ihrem Umfeld akribisch beobachtet und dabei festgestellt: „Es wird viel zu wenig über psychische Probleme gesprochen.“ Als Jugendliche spürt sie die negativen Auswirkungen des „Social Distancing“ am eigenen Leib. Als Pinjic in ihrem erweiterten Bekanntenkreis schließlich auch noch auf das Thema häusliche Gewalt stößt, stellt sie sich die Frage, welche langfristigen Folgen die Pandemie haben wird.
Soziale Isolierung
Das, was sie in den Medien dazu findet, beantwortet ihre Fragen aber nicht. Pinjic beginnt zu recherchieren und vertieft sich immer mehr in die Thematik. Mit damals gerade einmal 13 Jahren setzt sich die Teenagerin mit bosnischen Wurzeln intensiv mit komplexen Themen auseinander, über die niemand gerne spricht. Was sie dabei erfährt, will sie nicht für sich behalten. In Rekordzeit entsteht zu Jahresbeginn schließlich der Roman „Was nach jetzt?“ (myMorawa, 2021). Verfasst innerhalb von zwei Monaten, während der Lockdown-Zeit ab Jänner, handelt es sich um eine fiktive Geschichte – die aber jederzeit real werden könnte.
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