
"Sie brauchen uns jetzt": Lockdown als Risikofaktor für Kinder
Es sind die Grenzen der Belastbarkeit, die Heranwachsende in der Krise erfahren. In seinem aktuellen Buch "Sie brauchen uns jetzt" nimmt AKH-Kinder- und Jugendpsychiater Paul Plener die Welt der Erwachsenen in die Pflicht. Ausgewählte Einblicke.
Es sind die Grenzen der Belastbarkeit, die Heranwachsende in der Krise erfahren. In seinem aktuellen Buch "Sie brauchen uns jetzt" nimmt AKH-Kinder- und Jugendpsychiater Paul Plener die Welt der Erwachsenen in die Pflicht. Ausgewählte Einblicke.
Der Kinder- und Jugendpsychiater Paul Plener zeichnet kein düsteres Bild von den Heranwachsenden dieser Zeit. Die Generation habe den Älteren einiges voraus, sagt der Mediziner und nennt in seinem Buch „Sie brauchen uns jetzt“ die „Fridays for Future“-Bewegung als ein Beispiel, in dem Jugendliche gut organisiert Verantwortung übernehmen. In Bezug auf ihren Umgang mit der Coronakrise seien zunächst verschiedene Narrative denkbar. „Wir haben da etwas geschafft! Wir haben eine belastende Zeit gut überstanden!“ Voraussetzung dafür ist laut Plener die nötige Resilienz – was den Ball zu den Eltern zurückschießt. Zwei Dinge legt der Experte Müttern und Vätern ans Herz: Wer den Fokus zu sehr auf schulische Erfolge legt und Leistungsdruck ausübt, kann erstens unwissentlich Schaden anrichten. Und zweitens: Kritik muss immer konstruktiv sein.
Tipp: Tagebuch schreiben
Plener gibt seiner Leserschaft Tipps, wie Kinder und Jugendliche beim Resilienzaufbau unterstützt werden können. Überwindbare Widerstände zulassen zum Beispiel. Etwas, was Helikopter-Eltern besonders schwerfällt, für die psychische Gesundheit allerdings von größter Bedeutung ist. Mit Widerständen aufzuwachsen heißt im Kern, aus Krisen zu lernen. Wichtig seien außerdem stabile Bezugspersonen. Ohne Erwachsene, die da sind und zuhören, leidet die Resilienz. Ein Ratschlag, der leicht umsetzbar ist und sofort Wirkung zeigt, ist, für positive Erfahrungen zu sorgen bzw. sich über die guten Dinge des Lebens Bewusstsein zu verschaffen. Ein Tagebuch kann Wunder wirken. „Allein das Nachdenken darüber macht schon etwas mit den Kindern und Jugendlichen.“ Was Kinder und Jugendliche außerdem brauchen? Das Gefühl, in einer Sache richtig gut zu sein. „Besonders wertvoll kann es sein, wenn diese eine Sache mit der Schule gar nichts zu tun hat.“
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