Covid

Corona als Mammutaufgabe

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Wie geht Schule im Krisenmodus? Welche Herausforderungen sind zu meistern? Wo besteht Nachholbedarf? Ein Besuch im Bildungszentrum St. Marien in der Wiener Liniengasse.

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Wie geht Schule im Krisenmodus? Welche Herausforderungen sind zu meistern? Wo besteht Nachholbedarf? Ein Besuch im Bildungszentrum St. Marien in der Wiener Liniengasse.

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Intensive sieben Wochen liegen hinter Sylvia Tesar. Die Pädagogin leitet die Volksschule St. Marien im sechsten Wiener Gemeindebezirk. Denn die Pandemie stellte und stellt Tesar vor Mammutaufgaben, die bereits Wochen vor Schulbeginn in Angriff genommen werden mussten. So galt es, 309 Eltern in puncto Anti-Corona-Maßnahmen zu briefen. Darunter die Mütter und Väter der 97 Erstklässler, die noch einmal gesondert informiert worden waren. Dass sie erst am letzten Ferientag erfuhr, in welcher Ampelfarbe Wien leuchtet, machte die Sache nicht einfacher. „Für jede Eventualität hatte ich einen Plan in der Schublade“, sagt Tesar.

Am Ende zog sie dann ihre Strategie für „Gelb“ heraus. Nicht nur, aber vor allem für die Taferlklassler hatte das gravierende Einschnitte. Zum Beispiel durften sie nur ein Elternteil mit ins Klassenzimmer nehmen. Der Rest musste draußen warten – im Hof, in der Halle, am Kapellenplatz. Hauptsache, die Begleitpersonen durchmischten sich nicht. Darauf sollte die Schule laut Bildungsministerium ihr Augenmerk legen. Eine Auflage, deren Umsetzung der Schuldirektorin extrem schwer gefallen war. „Schließlich ist der erste Schultag ein ganz besonderer Tag, den man nur einmal im Leben hat. Es ist sehr schade, wenn dieser mit so vielen Einschränkungen einhergeht.“ Zumindest oblag es der Schulleiterin zu entscheiden, ob die Einschulung mit oder ohne Mund-Nasen-Schutz vonstattengehen sollte. „Wir haben damals im Team beschlossen, keine Maske zu tragen. Wir wollten, dass wir uns alle anlächeln und uns insGesicht schauen können.“

Ein Stresstest für die Schüler

Angesichts des Ausnahmezustandes im Land scheint dieser 7. September 2020 ohnehin in weite Ferne gerückt zu sein. Es hatte keine 72 Stunden gedauert, bis die Direktorin mit den ersten Corona-Verdachtsfällen konfrontiert worden war. Drei Kinder, alle in einer der dritten Klassen, zeigten Symptome. Tesar war von den Eltern der betroffenen Heranwachsenden informiert worden. Auch das Test-Team von „1450“ wusste bereits Bescheid. Doch nach dieser Erstinformation passierte fast eine Woche lang nichts. „So lange hat es gedauert, bis endlich ein Ergebnis vorlag.“ Am Ende hatte es sich um einen dreifachen Fehlalarm gehandelt. Dennoch sollten diese Verdachtsfälle nicht die letzten bleiben.

In sieben Wochen verzeichnete die Schule insgesamt zwölf. Einer der Schüler (er hatte Kontakt mit einem Infizierten gehabt, war asymptomatisch) wurde schließlich positiv getestet. „Wir haben damals sofort alle Eltern informiert, damit sie ihre Kinder abholen. Die Schülerinnen und Schüler selbst haben wir behutsam auf die bevorstehende Quarantäne vorbereitet. Auch haben wir versucht, offene Fragen zu beantworten, Ängste zu nehmen. In solchen Momenten ist es wichtig, keinen zusätzlichen Stress zu erzeugen.“

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